Die Wirklichkeit prägt mich und zugleich erschaffe ich sie. Individuelle und kollektive Gedanken, Ereignisse, Erfindungen, Theorien oder Ideologien beeinflussen sich gegenseitig.
Das zu wissen ist das eine, es konkret zu erfahren und zu erkennen das andere. Dazu bedarf es, neben dem Wissen, den Weg der Übung. Doch es braucht noch wesentlich mehr, nämlich Erfahrung, Erkenntnis, Einsicht, Haltung – und die daraus folgende Konsequenz. Darüber will ich hier schreiben.
Ein Zufall brachte mich mit 65 zum Motorrad fahren. Motorrad zu fahren hat ja viel mit Physik zu tun. Anders als beim Denken kann ich ihr beim Fahren nicht aus dem Weg gehen, sie ist ganz einfach unbestechlich. Und das in zweierlei Hinsicht:
Einmal in Bezug auf die Fahrdynamik und dann auf das, was die obere Hälfte des Motorrades tut oder auch tun sollte, aber nicht immer macht – also ich. Über die Fahrdynamik informiert mich die klassische Physik, über mich jedoch die Quantenmechanik.
Ich bestehe ja wie alles andere auch aus nichts anderem als aus Atomen. Also gelten für mich die identischen Gesetzmäßigkeiten. Je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto klarer wurde mir, dass diese Gesetzmäßigkeiten in allem das Zepter in der Hand haben.
Entweder, ich folge dem freiwillig – oder ich werde mehr oder weniger sanft gezwungen. Wie beim Motorradfahren! Nur bekomme ich es da wesentlich unmittelbarer zu spüren, weil ich der Konfrontation mit mir selbst (!) nicht ausweichen kann.
Sonst merke ich nicht sofort, was ich „eigentlich“ tue, es ist mir in der Regel nicht unmittelbar bewusst. Nur es zu leugnen zeugt nicht von Bewusstheit. Und den Weg will ich doch gehen!