Die Frage Einsteins, ob der Mond noch da wäre, wenn niemand hinschaut, hat die gleiche Qualität wie die Frage des Ch’an, wie sich das Klatschen der einen Hand anhört. Beides sind Fragen, die geeignet sind, die festen Denkmuster der Ratio und der Logik zu durchbrechen.

So wie das „Ziel“ des edlen achtfachen Pfades im Ch’an die Versenkung in sich selbst und damit Selbsterkenntnis ist, ist das „Ziel“ der Beschäftigung mit den Strukturen des Existierenden letztlich nichts anderes.

Niemals kann es darum gehen, in einem Text oder einer Erzählung Wahrheit zu finden, denn die lässt sich allein und ausschließlich in der eigenen Erfahrung und Erkenntnis finden, was leider nicht ausschließt, dass diese nicht verstellt sein kann. Es gilt also, lange genug hinzuschauen, bis die Schleier irreführender Ansichten sich endlich auflösen.

Ch’an beginnt mit der Lehre von einem ethischem Leben, um letztlich erkennen zu können, dass alles, was ich tue, auf mich zurückfällt, weil ich nicht nur mit allem verbunden bin, sondern im Wesen es nur Eines gibt. Quantenphysik beginnt mit der Untersuchung der Materie und kommt letztlich zu der identischen Erkenntnis, dass alles das in sich differenzierte Eine ist, was letztlich zu einer Ethik führt, die der des Ch’an entspricht.

Vielleicht einer der Gründe, weshalb sich Quantenphysiker wie Anton Zeilinger und der 14. Dalai Lama so hervorragend verstehen – die offensichtlich vergleichbare Ethik. Vielleicht war seine Ethik einer der Gründe dafür, dass Einstein dem FBI so suspekt erschien, dass sie eine dicke Akte über ihn hatten.

Seine Ansichten waren ihnen einfach nicht geheuer. Dabei geht es letztlich genau darum, zu erkennen, was die Quantenphysik erkennbar gemacht hat, was man letztlich intuitiv erfassen und dann philosophisch umsetzen muss, so wie Einstein es tat:

Ein Mensch ist Teil eines Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Zeit und Raum begrenzter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken, seine Gefühle als etwas vom Rest Getrenntes, eine Art optischer Täuschung des Bewusstseins. 

Diese Täuschung ist eine Art Gefängnis für uns, sie beschränkt uns auf unsere persönlichen Wünsche und auf unsere Zuneigung gegenüber einigen wenigen, die uns am nächsten stehen. 

Unsere Aufgabe muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir unseren Kreis der Leidenschaften ausdehnen, bis er alle lebenden Wesen und das Ganze der Natur in all ihrer Schönheit umfasst.