Meine Antwort, wenn mich jemand fragt. Doch warum ist das so? Eine wirklich gute Frage! Vielleicht, weil ich mich nicht in mein Schicksal gefügt, sondern mein Leben so wie es ist angenommen habe?

Jean Klein schreibt dazu in „Nichts als Gegenwart“Uns selbst als eigenständiges Wesen zu sehen, als Individuum, ist der grundlegende Irrtum unserer Konditionierung. Dieser bruchstückhafte Standpunkt macht das Verstehen zu einer Unmöglichkeit. Es ist ein fiktives Konzept … .“

Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen. Nein, ich bin kein Individuum, kein Einzelwesen. Das zu denken und zu glauben hat wohl alle meine bisherigen Probleme ausgelöst, zumindest die meisten. Ich bin zwar anders als andere, schließlich wohne ich ja auf dem Seltsamplatz.

Ich mache auch nicht, was vielleicht meine Nachbarn machen, aber ein Individuum, nein, das bin ich nicht und ich empfinde das – dem Himmel sei Dank! – auch nicht mehr so. Obwohl, vielleicht sollte ich besser sagen, dass ich mir das nicht mehr einbilde, denn eine Empfindung kann es eigentlich nicht sein. Aber egal.

Ich bin anders als andere, aber ich bin kein Individuum. Jedenfalls sehe ich mich nicht als solches. Zwar anders als andere, aber trotzdem gleich. Ich existiere definitiv nicht aus mir selbst heraus, sondern ich existiere nur, weil alles andere auch existiert.

Das zu erkennen macht mir frei der zu sein, der ich bin – und nicht etwa, dass ich lassen kann, was ich will. Folge ich dem Gedanken von Huang-Po und folge dem, was mir begegnet, dann geht es mir gut:

Wenn alles Innere wie Äußere, Körperliche wie Geistige aufgegeben wird, wenn, wie in der Leere, keine Bindungen zurückbleiben, wenn jede Handlung allein von Ort und Umständen diktiert wird, wenn Subjekt und Objekt vergessen sind – das ist die  höchste Form des Loslassens.“
Huang-Po

Ich muss nicht mehr wissen, wer oder was ich bin, es genügt, wenn ich weiß, dass mein Platz in der Welt da ist, wo ich bin und dass es allein darum geht, wie ich mich zu dem in Beziehung setze, was ist – nichts sonst.