So, wie ich nicht darüber diskutieren kann, wie ich ideal um die Kurve komme, kann ich auch nicht darüber diskutieren, wie ich mich ideal anderen Menschen gegenüber verhalte. Leider zeigt uns die Erfahrung, dass wir das lernen müssen. Wir haben zwar eine Grundausstattung, doch jedes Lebewesen muss erst einmal lernen, sich in der Welt zurechtzufinden, ob Insekt, Vogel, Tier oder Mensch.
Wir können uns zwar von Anfang an bewegen, doch wir haben noch keine mentale Struktur für Bewegungen, wie wir also das Skelett sinnvoll einsetzen können. Das müssen wir erst einmal lernen und können es leider auch wieder verlernen. Ch’an und auch die Quantenmechanik sind Möglichkeiten, eine stimmige innere Struktur für Wirklichkeit zu erkennen – indem man genau hinschaut, statt vorschnell auf Konzepte und Methoden zurückzugreifen, die nicht weit genug gedacht sind, nicht konsequent zu Ende gedacht wurden.
Ich hoffe, dass mir das mit den bisherigen Texten ein Stück weit gelungen ist. Jetzt geht es um die Frage, wie ich das kultivieren kann. Noch ist es nur Theorie, keine gelebte Praxis. Das Ziel ist klar:
Bewusstheit, nichts sonst.
Im Grunde ist das sehr einfach. Was ich denke, denke ich entsprechend der Wirklichkeit. Das ist das vorab nicht definierbare Ergebnis meines Handelns. Denke ich etwa, dass es einen Regenbogen gibt, so ist das unzutreffend, denn es entspricht nicht der Wirklichkeit. Was durch einfache Überlegung leicht feststellbar ist. Es ist ja bekannt, dass die Form den Inhalt definiert, nicht umgekehrt. Was auf CSS ZEN GARDEN sehr gut erkenn- und erfahrbar ist. Marshall McLuhan hat das für Medien sehr gut beschrieben, wobei der Druckfehler im Text von ihm begeistert übernommen wurde: Das Medium ist die Massage.
Der Titel geht auf einen Druckfehler zurück: Ein Setzer hatte aus dem beabsichtigten Message das Wort Massage gemacht. McLuhan fand das großartig. Denn sein berühmter Slogan „Das Medium ist die Botschaft“ war ein Klischee geworden. So wie auch manche Zitate aus dem Ch’an für viele zum Klischee verkommen sind.
Wie also kultiviere ich Bewusstheit? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Bewusstheit zu kultivieren. Meditation, Achtsamkeit, Selbstreflexion oder körperliche Praxis wie Yoga, Aikidō oder der Aufenthalt in der Natur (wie sie ist, nicht in kultivierten Lebensräumen). Aber auch die Gestaltung meines Umfeldes gehört dazu. Entspricht es der Wirklichkeit, ist es also wesentlich, werde auch ich selbst wesentlich. In einem chaotischen Umfeld mich selbst reflektieren? Unmöglich, wohingegen ein geordnetes Umfeld mich selbst ausrichtet, mich wesentlich werden lässt.
Eine meditative Haltung ist vor allem eine geistige Einstellung, die es ermöglicht, den Geist zu beruhigen, Achtsamkeit und Konzentration zu verbessern und das Bewusstsein zu erweitern. Ich werde ganz einfach offener. Dazu brauche ich ein entsprechendes Umfeld, was in einem mit Nippes zugestellten Raum schwer möglich sein wird. Alles, was rumliegt, stört, andererseits zeigt es mir ganz klar, was gerade in mir selbst los ist.
Es geht vor allem um Offenheit und die Akzeptanz, den gegenwärtigen Moment anzunehmen, ohne zu urteilen oder zu bewerten. Schaffe ich durch mein Verhalten einen Raum, der vor Ablenkung schützt, dann beruhige ich automatisch meinen Geist. Wie heißt es doch? Innen schafft Außen und Außen schafft Innen.
Diese Aussage ist oft im Zusammenhang mit der Gestaltung von Räumen und Gebäuden zu hören. Man geht davon aus, dass das Design des Innenraums eines Gebäudes das Verhalten und die Wahrnehmung der Menschen beeinflusst, die es betreten, und dass das Äußere eines Gebäudes die Wahrnehmung und das Image des Gebäudes beeinflusst. In diesem Sinne kann man sagen, dass Innen Außen und Außen Innen schafft.
Wir wissen auch, dass Kleidung einen großen Einfluss auf uns Menschen hat. Trage ich Kleidung, die mir gut passt und gefällt, fühle ich mich selbstbewusster und besser repräsentiert. Auch die Farben und Muster der Kleidung beeinflussen meine Stimmung. Ich trage viel schwarz, weil mich das am wenigsten ablenkt. Vor allem drücke ich mit meiner Kleidung ein Stück weit meine Identität aus. In meiner Jugend hat mein Kleidungsstil dazu beitragen, mich einer bestimmten Gruppe zugehörig zu fühlen.
Innere und äußere Ordnung sind also eng miteinander verbunden. Eine äußere Unordnung kann zu einer inneren Unruhe führen, während eine innere Unordnung zu einer äußeren Unordnung führen kann. Befinde ich mich in einer unordentlichen Umgebung, wird dies mit hoher Wahrscheinlichkeit meine Konzentration und Produktivität beeinträchtigen.
Eine äußere Ordnung hingegen hilft mir, mich zu konzentrieren und produktiver zu sein. Auf der anderen Seite wird eine innere Unordnung, wie zum Beispiel negative Gedanken oder Emotionen, wahrscheinlich zu einer äußeren Unordnung führen. Fühle ich mich gestresst oder überfordert, kann es schwierig sein, meine Umgebung sauber und organisiert zu halten. Eine innere Ordnung kann mir also helfen, mich auf mein Tun zu konzentrieren und meine Denkstrukturen in Richtung mehr Bewusstsein, Offenheit und Wesentlichkeit zu organisieren.
Insgesamt beeinflussen und verstärken sich innere und äußere Ordnung gegenseitig. Eine äußere Ordnung hilft mir, eine innere Ordnung aufrechtzuerhalten, während eine innere Ordnung mir hilft, eine äußere Ordnung aufrechtzuerhalten. Will ich also Bewusstheit erreichen, ist es definitiv hilfreich, mich ordentlich anzuziehen und die Wohnung in Ordnung zu bringen oder zu halten. Oder mein Motorrad in Ordnung zu halten. Eigentlich einfach.
Aber eben nur eigentlich, denn woran soll ich mich ausrichten, wenn mir niemand sagen kann, was Wirklichkeit ist? Das kann niemand, aber ich kann es erfahren. Etwa, indem ich Motorrad fahre. Oder mich an der Struktur des Ch’an-Denkens orientiere, wenn man das so nennen kann, wie an der Struktur der Natur, wie sie die Quantenmechanik beschreibt. Einfach machen und dabei aufmerksam beobachten, was passiert.