Was ich nicht denken kann, gibt es für mich nicht, kann es nicht geben. Doch wie soll das gehen, wenn ich NichtDenken soll? Das ist definitiv ein Problem. Wie löse ich dieses Problem? Indem ich es bewusst mache, denn dann ist es kein Problem mehr. Dann kann ich Regeln lernen, um mich nicht mehr an Regeln halten zu müssen.

Regeln sind nicht absolut, sondern nur Gehilfen, die ich so verinnerlichen sollte, dass ich sie letztlich übersteigen kann. Und das ist bei allem so, etwa dem Motorradfahren. Denke ich noch über die Regeln nach, also die optimale Streckenführung, fliege ich aus der Kurve oder fahre unsicher. Kenne ich die Regeln nicht, dann auch. Also muss ich sie kennen und verinnerlicht haben, um sie anwenden zu können, ich also nicht mehr über sie nachdenken muss. Dann kann ich gut Motorrad fahren.

Die spannende Frage ist: Warum mache ich das nicht einfach immer? Ganz einfach, weil das „Problem“ nicht in den Regeln steckt, sondern in etwas ganz anderem, etwas, das mich daran hindert, mich auf die Regeln einzulassen. Immer dann,  wenn ich unkonzentriert und unachtsam bin, merke ich hinterher, dass ich mich vermeintlich nicht mehr an Regeln gehalten habe. Doch tatsächlich habe ich einfach nicht mehr gesehen, was ist.

Etwas zu sehen heißt ja, es wahrzunehmen, und wahrnehmen kann ich nur, was ich auch denken kann, jedoch nicht durch Nachdenken, sondern durch Denken durch NichtDenken. Bin ich aber unaufmerksam und unkonzentriert, denke ich über etwas anderes nach – und da ist dann kein Platz mehr für Denken durch Nichtdenken.

Bewusstheit durch Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und Konzentration sind die Bedingung für dieser Art des Denkens. Denken durch NichtDenken klingt so einfach, doch bevor ich etwas überhaupt verinnerlichen kann, muss ich erst einmal denken können. Also Denken und dann wieder „vergessen“, was ich tue, wenn ich es wirklich verinnerlicht habe.

Dann (!!) ist es so, wie Baozhi sagt: „Der ungezwungene, große Weg ist natürlich und spontan; du brauchst nicht deinen unterscheidenden Geist zu benutzen, um ihn zu erkennen.“ Doch vorher muss ich mich aus all meinen Konzepten verabschiedet haben. Das geht nicht von heute auf morgen, aber jedes Konzept, das mir bewusst wird, kann ich aufgeben.

Handle, als ob du der Handelnde wärest mit dem Wissen, dass du nicht der Handelnde bist.  So zu denken, wenn mir ein Gedanke bewusst wird ist alles, was ich dann noch brauche.