Kennen Sie den Film Der Letzte Samurai? Ein Film, der mich sehr bewegt hat. Ich lasse nur in Gedanken das kriegerische Gemetzel weg und ersetze es mit einem Vorgehen nach den Prinzipien des Aikidō. Aber sonst bin ich ganz bei dem Film.

Er macht die drei Ebenen des Dao-Li (Ordnungen des Dao [oder Tao]) grundsätzlich deutlich, wenn auch nicht unmittelbar, sondern eher indirekt.

Man übt, Jing (Essenz) zu Qi zu machen;
Man übt, Qi zu Shen (Achtsamkeit) zu machen;
Man übt, Shen (Achtsamkeit) zu Xu (leer) zu machen.

Das ist der Kern, die Basis, der allem Tun und allen Entscheidungen zugrunde liegt. Ich nenne das Shén-Do – den Weg der Bewusstheit. Man übt es, um die menschliche Geistesanlage zu verändern, um wieder in Kontakt mit der eigentliche, eigenen (!) Wahrheit zu erlangen.

Diese Gedanke kommt aus einer anderen Kultur, einer anderen Weltanschauung. Vielen fällt es schwer, der Essenz das eigene Sein zu sehen und dass die eigene Energie fließt, die die Achtsamkeit hervorbringt, die „leer“ sind, also ohne Vorstellungen, ohne Konzepte, ohne Gedanken.

Dabei ist das identisch mit dem, wie die moderne Wissenschaft die Welt mehr und mehr zu sehen beginnt. Lässt man sich ernsthaft darauf ein, ist erkennbar, dass es so ist. Und es ist auch identisch mit dem, wenn ich mich auf das wirklich einlasse, was ich tue.

Etwa, wenn ich schreibe. Wenn ich nicht einfach Losscheibe, sondern sehr aufmerksam an das Schreiben herangehe, dann merke ich, wie ich innerlich meine Energie sammle, konzentriere, bevor ich mit schreiben beginne.

Diese erste „Station“, das Sammeln der Essenz kann ich nicht beschreiben, es ist wie Bewusstsein unbeschreiblich, ich kann es nur an seinen unmittelbaren Folgen erkennen und wahrnehmen – wenn ich aufmerksam bin. Doch ohne Achtsamkeit ist es fahl, leicht abzulenken und zu irritieren.

Bin ich jedoch wirklich achtsam, dann entwickelt sich daraus eine enorme Kraft, abhängig davon, wie vollkommen ich mich darauf einlasse – was wieder mein geistiges Energiepotential steigen lässt. Passiert mir das auf dem Motorrad, fahre ich schneller und schneller, aber auch besser und besser.

Ich schieße dabei interessanterweise nie über das Ziel des mir Möglichen hinaus, weil ich sozusagen in Xu „lande“. Da Xu leer ist, also ohne Gedanken und Absichten und ohne etwas beweisen zu wollen, ist darin auch nichts Falsches, nur das Mögliche. Allein mein Verstand bremst mich dann (hoffentlich) wieder auf die vorgegebene Geschwindigkeit ein.

Zurück zu dem Film: Er zeigt, wie gesagt indirekt, das „Ergebnis“ des Zusammenspiels von Essenz, Qi, Achtsamkeit und Xu (Leere), vor allem aber zeigt er, wie Menschen dort hinkommen können: Durch Ausrichtung, Achtsamkeit, Konzentration und Ernsthaftigkeit.

Es ist wie bei mir selbst: Wenn mein Schreibtisch „in Ordnung“ ist und vor allem auch, wenn ich selbst geordnet bin, eine unverzichtbare Conditio-sine-qua-non, also in mir selbst gesammelt, gelingt mir nicht etwa, was ich will (denn dann will ich nicht mehr), aber das mir Mögliche ist dann aktiv, ohne dass ich irgendetwas „wollen“ müsste.