Mit dem Motorradfahren stellten sich unmittelbar verschieden Erfahrungen oder Einsichten in mein – oder das? – Leben ein.

Da war erst einmal die Erfahrung, dass ich nur dann meinen Fähigkeiten entsprechend fahren konnte, wenn Körper und Geist und vielleicht auch die Seele in Einklang miteinander waren. 

Dann kam die Erfahrung, dass das Ziel bedeutungslos wurde und stattdessen der Weg in das Zentrum der Aufmerksamkeit kam.

Die nächste Erfahrung war, dass das aber meine geistig-mentale Haltung nicht etwa „ausschaltete“, meine Grundtendenz im Leben (wie die der anderen Fahrer) blieb weiterhin erlebbar.

Ich erfuhr auch, wenn ich kurz vorher psychisch aus dem Gleichgewicht gebracht wurde, dass das Körper und Geist derart in Aufruhr bringen konnte, dass ich nicht mehr gut fahren konnte.

Die nächste Erfahrung erschreckte mich regelrecht. Wenn ich mit einer Gruppe von guten Fahrern (mit Fahrerinnen war ich noch nie, komisch) unterwegs war, mussten ja alle – so meine eigene Erfahrung, in einem flowartigen Zustand unterwegs sein.

Nur den Flow schalteten sie regelrecht gleichzeitig mit dem Motor ab und waren in der Regel, jedenfalls die meisten, sofort wieder in dem normalen, oberflächlichen und unverbindlichen Smalltalk-Modus, den wohl viele Menschen als „normal“ empfinden.

Der Einklang von Körper, Geist und Seele wurde regelrecht abgeschaltet. Interessant auch, dass kaum über die Gefühle während des Fahrens gesprochen wurde, meist wurde die Technik reflektiert oder die Landschaft, die gesehen wurde.

Erfahrungen, die für mich allesamt Fragen aufwerfen. Was steckt da für eine Dynamik dahinter? Diesen Fragen will ich hier nachgehen. Denn ich vermute, dass hier ein grundsätzliches Thema deutlich werden könnte – und damit vielleicht eine Antwort auf diese Fragen, die natürlich nicht Motorräder, sondern uns Menschen Betreffen, eine Antwort, die vielleicht unsere Situation verändert.

Ich bin mir sicher, dass sich darin etwas sehr Grundsätzliches zeigt. Und das will ich herausfinden. Denn wenn es so ist, steht uns Menschen das tatsächlich im Weg – oder es könnte uns den Weg zeigen. Eine intuitive Ahnung habe ich schon, ich denke nämlich, dass das ein geistiges Phänomen ist.