Meine Intuition sagt mir, dass Wittgensteins Fliegenglas-Metapher der mentalen Situation im Kontext „Motorradfahren“ sehr nahekommt. Weshalb funktioniert für manche oder vielleicht viele mit dem Motorrad die Flucht aus der Wirklichkeit? Oder ist es genau umgekehrt und die Faszination, die von dem Fahren mit dem Motorrad zeigt uns den Weg zur Wirklichkeit, ganz pragmatisch und direkt?

Haben wir uns mit einer gedanklichen Illusion derart arrangiert, dass wir sie für die Wirklichkeit halten? Und zeigt uns das Motorradfahren hingegen, wie die Wirklichkeit tatsächlich beschaffen ist? Ist es also keine Flucht aus der Wirklichkeit, sondern der Weg aus der Illusion in die Wirklichkeit?

Und genau das ist meine Überzeugung. Wenn meine Überzeugungen mit empirisch belegtem Wissen im Widerstreit stehen, dann suche ich nicht nach Sinn, sondern wiege mich in einem Wahn. Diese Schlussfolgerung stammt übrigens von Sabine Hossenfelder aus ihrem Buch „Mehr als nur Atome“, ein Satz, dem ich absolut zustimme.

Im Umkehrschluss bedeutet das, denke und handle ich im Einklang mit empirisch belegtem Wissen, bewege ich mich in dem Bereich, den ich als wirklich gegeben ansehen kann. Wenn ich mich beim Motorradfahren in der Wirklichkeit befinde und bewege, denn da bewege ich mich im Einklang mit empirisch belegtem Wissen, dann ist das ein eindeutiges Muster für ein Leben in der Wirklichkeit.

Und ein klarer Hinweis darauf, dass, habe ich dieses Gefühl von innerer Stimmigkeit und Einklang nicht, befinde ich mich nicht in der Wirklichkeit, sondern in einer Illusion, einem Wahn. Das ist die bittere Erkenntnis, die es zu machen gilt, wenn man mit dem Motorrad noch in eine vermeintlich andere Wirklichkeit eintaucht.

Dabei ist das die unverstellte Wirklichkeit, und nichts anderes!