Und ich schreibe, weil ich schreibe. Ich frage nicht mehr nach einem Sinn, ich mache es einfach. Jedenfalls meistens. So wie ich nicht esse, um zu leben, sondern lebe, weil ich esse.

Vielleicht ist genau das der Hintergrund von Joshu Jushins Gedanken „Verstehe deinen Geist. Schau in deine wahre Natur. Das bedeutet, denWeg nicht misszuverstehen.“? Aber um meinen (!!) Geist überhaupt richtig zu verstehen, muss ich mir bewusst sein, dass ich auch ganz anders sein könnte. Vielleicht so wie eine Rippenqualle? Wesen mit einem komplexen Nervensystem, ganz anders als unseres, eine als berüchtigt gefürchtete invasive Art, die ganze Ökosysteme zerstören kann.

Sie haben Nervenzellen, die anderes als bei uns, nicht über Synapsen verbunden sind, sondern zu einer einzelnen Riesenzelle verschmolzen sind. Es scheint so zu sein, dass diese Lebewesen (denn Tiere sind es ja nicht, also nichts, was wir darunter verstehen) ihr Nervensystem unabhängig von dem Rest der Welt entwickelt haben. Also die Überlegung, dass es Lebensformen wie die Borg geben könnte, ist gar nicht so aus der Luft gegriffen.

Es ist genau diese Frage nach dem Sinn, die in die Irre führt. Ich weiß noch, als mich ein Nachbarjunge sprachlos dastehen ließ, als er mir auf meine Frage, warum  er das, was er gerade getan hat, getan hätte, antwortete: Weil ich es kann. Frei von irgendwelchen moralischen Überlegungen.

Moral war mir von meinen Eltern als eines der wichtigen Dinge im Leben seit frühester Kindheit eingetrichtert worden, auch wenn sie selbst, wie ich heute weiß, ihre Moral mit Füßen getreten haben. Doch mittlerweile stellt sich mir die Frage, ob ein Löwe moralisch denkt, wenn er achtlos an einer Antilope vorbeigeht, weil er gerade keinen Hunger verspürt?

Nein, ein Tier braucht keine Moral. Und es ist auch nicht unmoralisch, wenn eine Katze kleine Vögel frisst, auch wenn mich das ärgert. Mich ärgern nicht die Katzen, sondern die Menschen, die in Wohngebieten freilaufende Katzen halten. Auch daran ist zu merken, dass wir Menschen wie Rippenquallen eine invasive Lebensform sind, die ein ganzes Ökosystem zerstören – und nicht nur können.

Ich finde jedenfalls, dass unsere aktuelle und auch die schon vergangene Geschichte uns einen guten Grund gibt, uns einmal Gedanken zu machen, wie wir wohl leben sollten, statt unsere Rede mit Zitaten der Aborigines oder der Indianer und andere indigener Völker zu schmücken, insgeheim aber die Ritter in ihren prunkvollen Rüstungen zu bewundern. Aber die machen schon was her, oder nicht?

Vielleicht sollten wir nicht nach einen Sinn in dem suchen, was wir tun, sondern uns lieber fragen, nicht weshalb wir tun, was wir tun, sondern was das bewirkt. Ganz existenzialistisch gedacht.