Mein Auge schickt keine Informationen an mein Gehirn, das dann daraus ein Bild zeichnen und das Gesehene interpretieren könnte. Tatsächlich ist es genau umgekehrt, das Gehirn schickt Informationen an das Auge, was es zu sehen erwartet.

Nur wenn die wahrgenommenen Informationen davon abweichen, sendet das Auge entsprechende Informationen an das Gehirn. Gemeldet wird also nur die Änderung, das Unerwartete. Das spart eine Menge an Informationen, geht also wesentlich schneller. Informatiker machen das auch so, wenn sie eine Bilddatei komprimieren wollen. Sie speichern die Information über die Farbänderung. Dafür sind eindeutig weniger Daten notwendig.

So macht es auch mein Auge. Nur was sich ändert, ist relevant. Entspricht alles dem Bild aus der Vergangenheit, also der Annahme meines Gehirns, kann ich mich mit etwas anderem beschäftigen. Was natürlich fatal ist, wenn gestern auch kein Auto kam, als ich aus der Garage fuhr – und ich heute unaufmerksam und unkonzentriert bin.

Alles wie immer? Das ist die Frage, die mein Gehirn permanent an die Welt um mich herum sendet. Mein Gehirn hat also aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen und meines Wissen sowie meiner Annahmen (auch Vorurteilen genannt) Erwartungen an das, was es wahrnimmt. Wenn ich also nur gezwungener Maßen auf Abweichungen von dem bisherigen Stand der Technik reagiere, um es einmal so auszudrücken, aber das Gewohnte liebe und nicht unbedingt auf Neues aus bin – dann habe ich ein ernstes Problem.

Entscheidend ist nicht, was das mir Bekannte bestätigt, sondern was meinen Erwartungen widerspricht. Was auch bedeutet, dass ich die Welt nicht falsch wahrnehme, sondern halluziniere! Und aus genau diesem Grund leibe ich die Enttäuschung meiner Erwartungen. Mit anderen Worten: Ich frage mich nicht, was an meinem Weltbild stimmt, sondern was nicht stimmt!

Merke ich, dass etwas mit einem inneren Weltbild nicht in Ordnung ist, sollte ich die Organisation meiner inneren Weltkarte zügig neu konzipieren.