Wenn es ganz anders ist, als man glaubt, wie es wäre. Ursache und Auslöser ist ein Konzept in der Psychologie. Erinnert mich sehr an andre Gedanken von McLuhan über Form und Inhalt. Ganz andere Thematik, aber das Prinzip, womit man das beschreiben kann – was aber nicht bedeutet, dass es auch so ist! – ist das Selbe.

Ein Beispiel: Ein Mann erfährt in seiner Kindheit nicht, was elterliche Sicherheit bedeuten kann, also komponiert er sein Bedürfnis nach Sicherheit anders, nur eben leider fatal, denn er klammert in Beziehungen. Was denen natürlich nicht gut tut, sie enden schnell. Nur kaum einer weiß weshalb, weil viele nur auf den Auslöser schauen, leider aber nicht auf den eigentlichen Grund.

Denn das würde das eigentliche, tatsächliche Problem sofort deutlich machen. Das gleiche Phänomen kann auch beim Motorradfahren beobachtet werden – theoretisch. Denn hier ist der Zusammenhang zwischen Form und Inhalt oder zwischen Grund und Auslöser offensichtlich. Wie im Ch’an oder der Mystik! Doch weshalb?

Ganz einfach, weil Motorradfahren – wie das Denken durch Nichtdenken im Ch’an – ausschließlich nur ohne Begriffe möglich ist. Übrigens das Gleiche, was in der Quantenmechanik der Fall ist. Auch da lösen sich zwar nicht die Begriffe, sondern die Dinge wie Materie oder die determinierte Verlaufsannahme schlichtweg in Wahrscheinlichkeiten auf.

Huang-po sagt in „Der Geist des Ch’an“ genau das, wenn er schreibt: „Der Geist ist der Buddha. … Wenn du nicht mehr Begriffe und Gedanken aufkommen lässt, wie Existenz und Nichtexistenz, lang und kurz, Selbst und Anderes, aktiv und passiv und Ähnliches, dann wirst du finden, dass dein GEIST im Grunde Buddha, dass Buddha im Grunde Geist ist und dass der Geist der Leere ähnlich ist.

Wer Motorrad fährt wird Ihnen das bestätigen, dass es beim Fahren keine Begriffe gibt, nur die Unmittelbarkeit dessen, was ist. Keine Begriffe bedeutet auch keine Konzepte! Genau deswegen empfinde ich das Fahren mit dem Motorrad als so befreiend, nicht, weil ich Motorrad fahre, sondern weil es mich aus der Welt der Konzepte herausholt.

Was ich im alltäglichen Leben oft mühsam „machen“ muss, ist mich nicht an Konzepten festzuhalten, das ist auf dem Motorrad ganz einfach: Will ich einigermaßen gut fahren, muss ich mein Denken und Handeln in Konzepten ganz einfach lassen. Je besser mir das gelingt, desto besser werde ich fahren.

Ärgere ich mich wieder einmal darüber, dass ich den Lenker nicht locker lasse, habe ich sofort den eigentlichen Grund erkannt und beschäftige mich damit und nicht mit dem Auslöser, dass ich die Kurve nicht gut anfahre. So wie nur ein wirklich guter Psychologe sieht, dass ich vielleicht über den Auslöser, aber nicht über den Grund spreche sieht ein guter Fahrlehrer an meiner Körperhaltung, dass ich nicht locker lasse.

Ich selbst „weiß“ jedoch unmittelbar, worum es tatsächlich geht. Der Grund, weshalb Motorradfahren so psychologisch wirkt, ganz ohne, dass ich mich damit beschäftigen muss.