Motorradfahrer sind Individualisten mit einer ungewöhnlichen Tendenz zur Gemeinschaft. Leicht daran zu erkennen, dass sich Motorradfahrer normalerweise immer grüßen, sich duzen und selten untereinander fremdeln oder sich aus dem Weg gehen.

Klingt widersprüchlich, ist es aber nicht. Woran das liegt, weiß ich nicht, ich vermute aber, dass es an einer grundlegenden menschlichen Haltung liegt, die durch den Wegfall gesellschaftlicher Konventionen wieder empfunden wird, was wir beispielsweise bei kleinen Kindern und überhaupt in der Natur erleben.

Beim Motorradfahren gelten klare Regeln – und kein „sollte“, „könnte“ oder „müsste“. Hier gibt es keine Spur von Beliebigkeit oder Unverbindlichkeit. Das gibt Sicherheit – was wiederum ermöglicht, sich aufeinander einzulassen.

Unter Bikern gelten interessanterweise die selben Regeln, die auch bei den Samurai oder ähnlichen Gruppen gelten:

Respekt
Ehre
Loyalität
Ehrlichkeit
Integrität
Vertrauen
Höflichkeit
Nächstenliebe

Weshalb es auch für andere bedrohliche Gruppen gibt, liegt an einer Überzeugung, die unweigerlich zur Fragmentierung führt: Erlebe ich mich von allem anderen getrennt und muss mich als Gruppe verteidigen – oder eben nicht. Einstein hat dieses Dilemma in diesen Gedanken zusammengefasst:

Ein Mensch ist Teil eines Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Zeit und Raum begrenzter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken, seine Gefühle als etwas vom Rest Getrenntes, eine Art optischer Täuschung des Bewusstseins.

Diese Täuschung ist eine Art Gefängnis für uns, sie beschränkt uns auf unsere persönlichen Wünsche und auf unsere Zuneigung gegenüber einigen wenigen, die uns am nächsten stehen.

Unsere Aufgabe muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir unseren Kreis der Leidenschaften ausdehnen, bis er alle lebenden Wesen und das Ganze der Natur in all ihrer Schönheit umfasst.“

Es ist letztlich in einem Satz alles gesagt: Keine Stereotype!