Niemand kann mir sagen, wie oder was ich zu entscheiden habe, auch wenn ich in die Strukturen meines Denkens eingebunden bin. Ganz schön paradox. Ich folge ja in dem, was ich tue, zumindest wenn ich spontan handle, immer meinen Denkstrukturen wie den mir zur Verfügung stehenden und von mir zumindest nicht weiter hinterfragten und für richtig gehaltenen Informationen.

Mein implizites Wissen ist also meine Entscheidungsgrundlage. Wie ich mich entscheide, das bestimmt sie. Für mich selbst bin ich also festgelegt, im Verhältnis zu anderen nicht, denn sie wissen ja kaum etwas über mein implizites Wissen, das können sie allenfalls vermuten.

Ich bin also für einen Anderen frei in meiner Entscheidung, nicht aber für mich, da bin ich in meinen Denkstrukturen gebunden. Bei einer zu treffenden Entscheidung denke ich nicht nach, da schöpfe ich sozusagen aus meinem Fundus. Also sollte ich immer wieder überprüfen, ob das, was ich da aufbewahre, auch aktuell ist und meinen aktuellen Interessen entspricht. Das ist nämlich nicht selbstverständlich!

Daher such ich meinen Status immer aktuell zu halten und auf den neuesten Stand meiner Erkenntnis zu bringen. Entscheidend ist nämlich nicht, was ich weiß, sondern was ich erfahren, erkannt und dann auch wirklich zu implizitem Wissen gemacht habe. Der letzte Punkt, das Integrieren, habe ich oft regelrecht ignoriert, so nach dem Motto, dass ich das ja wüsste – nur ich konnte es nicht anwenden.

Sprechen wir über korrektes Denken, sprechen wir über Denken durch NichtDenken. Und das braucht Ausrichtung, Achtsamkeit, Konzentration und Ernsthaftigkeit und sicher keine Ablenkung. Kann ich bei vermeintlich einfachen Dingen ausprobieren, etwa beim Kochen. Bin ich abgelenkt und unkonzentriert, schmeckt es entsprechend.

Bin ich bei dem, was ich tue ausgerichtet, achtsam, konzentriert und ernsthaft bei der Sache, dann gelingt es, sofern ich vorher das „richtige“ Wissen verinnerlicht habe. Fehlt eines dieser Elemente, gelingt es nicht. Doch da es immer meine Entscheidung ist, kann das sehr problematisch für mich und andere werden.

Mich in diesem inneren Sinne vollkommen frei entscheiden kann ich nur in extrem seltenen Fällen, nämlich wenn keine Informationen und Anweisungen da sind, sondern nur Ausrichtung, Achtsamkeit, Konzentration und Ernsthaftigkeit, aber kein Wissen und keine Informationen. Aber ich bin auch dann immer frei und nicht gebunden, wenn ich mich jeglicher Bewertung und Beurteilung enthalte. Was ja letztlich zum Denken durch Nichtdenken gehört.

Das ist der einzige Moment, in dem wirklich Neues entstehen kann. Mein implizites Wissen und die zur Verfügung stehenden Informationen befinden sich dann in einem indifferenten Zustand wie Schrödingers Katze, ich bin nicht festgelegt. Meine Freiheit ist also nicht absolut, sondern durch mein implizites Wissen begrenzt.