Was trifft auf das Universum, auf die Welt und damit auch auf alle Lebewesen zu? Mysteriös oder mystisch? Einstein hat sich ja sein Leben lang geweigert, die Kopenhagener Deutung der quantenphysikalischen Erkenntnisse zu akzeptieren. Sie schienen ihm eher mysteriös als mystisch.

Die Frage ist bis heute noch nicht abschließend geklärt. Obwohl mittlerweile alles daraufhin deutet, dass as Universum und damit auch die Welt eben nicht determiniert sind, sprechen immer noch viele von spukhaften Phänomen. Die entscheidende Frage ist nicht mehr ob Quantenphysik wirklich derart spooky ist, oder ob vielleicht doch alles determiniert ist. Sie ist so spooky.

Da also der Zeiger der Wahrscheinlichkeit mittlerweile sehr eindeutig auf „spooky“ zeigt, sollten wir angesichts der enormen Unterschiede – determiniert oder nicht? – von nicht determiniert ausgehen. Denn die sich daraus ergebenden Konsequenzen sind gewaltig anders. Wäre das Universum – und letztlich auch wir Menschen, denn wir funktionieren nach identischen Gesetzmäßigkeiten (auch wenn das viele scheinbar nicht wahrhaben wollen) – determiniert, dann bräuchten wir uns keine Sorge machen, wohin wir unser Lebensschiff steuern, denn wir gäbe es klare Seekarten, an denen wir uns nur zu orientieren bräuchten.

Ist das Universum hingegen nicht determiniert und würden wir tatsächlich durch das, was wir denken und tun (und nicht nur wir, sondern alles), andere Dinge beeinflussen, Materie wie auch Menschen, dann wäre unsere Verantwortlichkeit für das, was wir Realität nennen, gewaltig – weil wir dann die Realität gestalten würden – ohne wenn und aber.

Nur sagt uns da keiner, was da zu tun ist. Wie sagt doch Krishnamurti? Die Wahrheit ist ein pfadloses Land? Das heißt, Wahrheit kann nicht organisiert werden! Was als Wahrheit erkannt werden kann, muss selbst erkannt werden. Das bedeutet eine enorme Verantwortlichkeit gegenüber sich selbst, aber auch gegenüber allem anderen. Andererseits birgt diese Erkenntnis auch eine riesige Fülle an Möglichkeiten!

In der Physik weiß man, dass sich die Welt dekohärent zeigt, sobald sie „gemessen“ wurde; was auch durch „reine“ Beobachtung geschieht, wenn ich also etwas anschaue. Bis dahin aber, so Josef M. Gassner, hüllt sie sich in Schweigen. Sie sagt zwar nichts, aber sie denkt – bildlich gesprochen – nicht wirklich nichts, sondern sie reflektiert die sich ihr bietenden Möglichkeiten. „Die Natur wird die Karten erst dann auf den Tisch legen, wenn sie keine andere Wahl mehr hat.“ so Gassner. Ein echter Pokerspieler, diese Natur.

Das, was also erst geschehen wird, ist eben spukhaft noch mysteriös, sondern einfach nicht vorhersagbar. Allenfalls in Wahrscheinlichkeiten ausdrückbar. Eben mystisch. Mystik ist nicht undefinierbar, sondern im Moment noch nicht definiert, noch nicht beschreibbar. Ein guter Grund, Mystik sehr wörtlich zu verstehen, bedeutet es doch schlicht ‚geheimnisvoll‘. Wir sind nur schwer in der Lage, das in unserer Alltagssprache verständlich auszudrücken.

Diese Art der Sprache ist uns noch nicht geläufig. Wir sind sie (noch) nicht gewöhnt. Aber es wird Zeit, uns damit auseinanderzusetzen, wollen wir nicht unsere Chancen vertun, indem wir die sich uns bietenden Möglichkeiten nicht wahrnehmen.

Sicher ist für mich, dass mit dem großen Erwachen, von dem ja viele Buddhisten zu träumen scheinen, sich das Leben nicht als ein Traum offenbaren wird, wie es Chuang Tzu wohl sieht. Nein, ich denke, das Leben ist sehr real, nur ganz anders, als viele es noch zu glauben scheinen.