Die Struktur der Organisation zwischen „Geist“ und „Fleisch“ (denn beides ist Materie) ist absolut verwirrend. Es fängt damit an, dass „Geist“ und „Fleisch“ in der Regel allein aus praktischen Gründen getrennt organisiert sind (und nicht nur erscheinen), es andererseits einzellige Lebewesen wie den Blob gibt, bei denen Fleisch und Geist nicht getrennt sind, bei anderen Lebewesen wie etwa den Oktopoden hingegen finden sich gleich neun Gehirne (und drei Herzen), bei uns Menschen findet sich ein großes und im Darm und im Herzen zwei kleinere Gehirne.

Scheinbar nur praktische Überlegungen, das so zu organisieren. Sicher ist – jedenfalls erscheint es mir so zu sein –, dass Geist und Fleisch nicht getrennt, jedoch bei den verschiedenen Lebensform unterschiedlich organisiert sind. So haben wir Menschen ein Gehirn, dass wie alles andere auch aus Materie besteht, nur dass diese Zellen auf mentale Aufgaben spezialisiert sind. Und obwohl Geist und Materie Eins sind, agieren sie jedoch – jedenfalls bei uns Menschen – vielfach scheinbar getrennt.

Es gibt mentale Prozesse, die regelrecht initiiert werden müssen, beziehungsweise auch initiiert werden können. Mentale Übungen „funktionieren“ definitiv. Was dabei wie und weshalb funktioniert – keine Ahnung, aber es funktioniert. Hier ist wieder einmal das Phänomen zu beobachten, dass wir nicht etwa nur auf andere(s) Einfluss haben, sondern auch auf uns selbst. Verwirrend, aber spannend. Und hilfreich, sich darauf einzulassen.

Auch der Weg zur „Wahrheit“, also zum Kern des Lebens, ist nicht eindeutig. Die einen nennen es Gott, die anderen Tao. Das ist wichtig zu wissen, denn dahinter verbergen sich mächtige Glaubenssätze. Der Mensch kann sich auf zwei Wegen der Wahrheit nähern. Es gibt zwar nur eine Wahrheit, aber zwei Wege, um sie zu erreichen.

Der erste Weg ist die via affirmativa, der positive Weg, der Weg des Jasagers, der Weg dessen, der sich hingibt. Jesus, Mohammed, Krishna – die sind dem Weg der Affirmation gefolgt. Der Weg der Affirmation scheint der Weg der Mühe zu sein. Man möchte zu Gott finden, und um dies möglich zu machen, muss man sich alle erdenkliche Mühe geben, muss man sich selber aufs Spiel setzen. In neuerer Zeit sind Georges I. Gurdjieff und Ramakrishna der via affirmativa, dem Weg der Affirmation gefolgt.

Der andere Weg ist die via negativa – er führt durch die Verneinung, durch das Nein. Lao-tse, Buddha, Nagarjuna, – sie sind dem Weg der Verneinung gefolgt. Der „positive“ Weg führt zum Positiven, geht also von dem Negativen aus. Es sucht daher im Streben nach dem Positiven das Negative letztlich zu überwinden. Es ist der Weg des Glaubens und des Hoffens. 

Der „negative“ Weg geht von dem Positiven aus, sieht dies jedoch verschüttet. Indem es das „Falsche“ zu erkennen sucht, legt es das Positive frei. Es ist der Weg des Wissens und der Untersuchung. In moderner Zeit folgten Ramana Maharshi und Jiddu Krishnamurti dem Weg des Nein. Diese beiden Wege müssen so klar wie möglich verstanden werden, weil viel davon abhängt. Sie führen zwar zum gleichen Ziel, gehen aber in verschiedene Richtungen.