Wer mich ein bisschen näher kennt, der weiß, wie sehr mein bisheriges Leben von der Frage geprägt ist, was das sogenannte Dritte Reich hat möglich werden lassen, beziehungsweise, was die Menschen damals gedacht haben, dass sie derart unvorstellbar grausige Dinge zu tun in der Lage waren. Nur waren das keine Monster, sondern ganz normale Menschen.

Wenn das jedoch so ist, dass das Menschen waren, die nicht von Natur aus böse waren, sondern böse wurden, dann stellt sich zum einen die Frage, was sie so werden ließ, was sie also gedacht haben müssen, zum anderen bedeutet das auch, dass das dann heute jedem jederzeit auch passieren kann – wenn die Umstände eine entsprechende Gemengelage bilden.

Ich habe lange als Rechtsanwalt gearbeitet und war auch in der Politik, von daher weiß ich aus eigener Erfahrung, zu was Menschen fähig sind, Dinge zu tun, die sie „eigentlich“ nicht machen wollten. Und trotzdem haben sie es getan.

Gerade habe ich eine Besprechung des Buches „Erfolgsfaktor Zufall: Wie wir Ungewissheit und unerwartete Ereignisse für uns nutzen können“ von Christian Busch gelesen, in der ich mehr über den Begriff „Serendipität“ erfahren haben. Unter Serendipität wird das Stolpern über eine Sache verstanden, nach der man nicht gesucht hat – die aber ein ganz anderes Problem auf überraschende Weise löst.

Und genau das hat mich die ganze Zeit umgetrieben, ich wurde das Gefühl nicht los, dass das Wissen um die Gesetzmäßigkeiten in der Natur, die mir mit der modernen Physik zunehmend bewusst wurden, eine Lösung für viele der aktuellen Probleme der Gesellschaft ganz allgemein ist.

Wenn ich nicht mehr fragmentiert denke, wenn ich sehe, dass alles mit allem verbunden, ja verschränkt ist, wenn ich weiß, dass ich durch die reine Wahrnehmung anderes beeinflusse … und so weiter – wenn ich mir dessen wirklich bewusst bin, würden mir dann noch die selben Denkfehler unterlaufen, die den Menschen in der NS-Zeit unterlaufen sind?

Ich kann es zwar nicht eindeutig beantworten, aber ich denke, dass das dann nicht mehr passieren wird. Es kommt ja sicher nicht von ungefähr, dass viele Quantenphysiker eine hohe Affinität zu Ch’an haben. Je mehr ich mich selbst auf Quantenphysik einlassen kann, umso mehr merke ich, wie sich meine grundlegende Haltung, vor allem den Menschen gegenüber, aber auch mein Haltung zu Tieren und letztlich zu allem verändert.