Dabei ist bereits die reine Andersartigkeit schon ausreichend, um die Selbstverständlichkeiten der Anderen in Frage zu stellen, was dann schnell zur Ausgrenzung führt. Wichtig ist es, die in solchen Situationen gängigen „Abschirmungsstrategien“ zu kennen, von denen es im Prinzip drei gibt:

Marginalisierung

Wer einem anderen Lebensentwurf als die Mehrheit folgt, wird schnell an den Rand der Normalität gedrängt, was jedoch im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass sie richtig liegen. Aber vielleicht ein Grund, ihnen zuzuhören und nicht rundweg abzulehnen.

Nihilierung

Im Extremfall kann die Marginalisierung bis zur Vernichtung der Andersartigen getrieben werden. Die mögliche Bandbreite reicht hier von der kognitiven Nihilierung („Verrückte“, „Abartige“, „Untermenschen“, „Wilde“) bis zur physischen Ausrottung.

Therapie

Die Abschirmungsstrategie der Therapie läuft darauf hinaus, Menschen mit einer als unnormalen empfundenen Lebensweise oder mit nicht normalen Wirklichkeitserfahrungen (wieder) in die normale Welt zu integrieren und dadurch die fraglose Geltung der Normalität wiederherzustellen.

Ich entschuldige mich schon einmal bei allen Therapeuten, die dies lesen. Dabei hat auch einer der ihren, Erich Fromm erkannt, dass die ja vielleicht die Kranken die Gesunden sind.

Die vielfachen Bemühungen, die in alle Gesellschaften zur Stabilisierung und Abschirmung der bestehenden Wirklichkeitskonstruktion unternommen werden, zeigen in aller Deutlichkeit, wie wichtig eine solche Wirklichkeitskonstruktion für eine Gesellschaft ist.

Aber es zeigt auch, wie gefährlich eine unzutreffendes Wirklichkeitsverständnis sein kann und was es bewirken kann. Kriege sprechen da eine klare Sprache. Doch weder mit Moral oder Werten komme ich dagegen an, sondern nur mit fundiertem Wissen. Und das bietet mir erst einmal die moderne Physik: Unbestechliches Wissen.

Nur aufpassen sollte und auch muss ich, wenn es um die darauf aufbauenden philosophischen Überlegungen geht. Da fängt es erst recht richtig an. Ich sehe das wie Jiddu Krishnamurti: „Die Welt ist genauso voller Meinungen wie von Menschen. Und Sie wissen, was eine Meinung ist. Einer sagt das, und jemand anderes sagt das. Jeder hat eine Meinung, aber Meinung ist nicht die Wahrheit. Hören Sie deshalb nicht auf eine blosse Meinung, egal wer sie sagt, sondern entdecken Sie selbst, was wahr ist. Die Meinung kann sich über Nacht ändern, aber wir können die Wahrheit nicht ändern.

Selbst entdecken, was wirklich ist. Darum geht es. Dabei kann ich selbstverständlich Wissen anderer nutzen, muss mir aber bewusst sein, dass das nur gedankliche Krücken sind und ich die auch wieder loswerden sollte, also zu lernen die Wirklichkeit eigenständig zu sehen, wie sie ist.

Zu beobachten, wie sich Hunde, Katzen oder kleine Kinder verhalten, kann dabei ausgesprochen hilfreich sein. Aber nur beobachten, nicht sich einmischen. Und vielleicht taucht dann die entscheidende Frage auf: Weshalb lebe ich nicht mit der gleichen Leichtigkeit?