Weg der Wirklichkeit

Schlagwort: Philosophie

Immer die Physik beachten!

Oder ganz realistisch hierbei:

Das ist einfach. Im Gespräch gelten diese Gesetzmäßigkeiten auch, nur sind die Auswirkungen nicht so unmittelbar zu spüren. Eine unpassende Bemerkung tut (leider) dem Sender nicht weh, nur dem Empfänger.

Also bitte immer so: Auch wenn es unterschiedliche Ansichten sind, immer respektvoll! Wie Einstein und Bohr.

Das waren übrigens ihre (Streit-) Themen!

Das ist die Realität, auch wenn wir sie so nicht wahrnehmen. Aber wir sind in der Lage, sie zu denken.

Das Stimmige kultivieren

So, wie ich nicht darüber diskutieren kann, wie ich ideal um die Kurve komme, kann ich auch nicht darüber diskutieren, wie ich mich ideal anderen Menschen gegenüber verhalte. Leider zeigt uns die Erfahrung, dass wir das lernen müssen. Wir haben zwar eine Grundausstattung, doch jedes Lebewesen muss erst einmal lernen, sich in der Welt zurechtzufinden, ob Insekt, Vogel, Tier oder Mensch.

Wir können uns zwar von Anfang an bewegen, doch wir haben noch keine mentale Struktur für Bewegungen, wie wir also das Skelett sinnvoll einsetzen können. Das müssen wir erst einmal lernen und können es leider auch wieder verlernen. Ch’an und auch die Quantenmechanik sind Möglichkeiten, eine stimmige innere Struktur für Wirklichkeit zu erkennen – indem man genau hinschaut, statt vorschnell auf Konzepte und Methoden zurückzugreifen, die nicht weit genug gedacht sind, nicht konsequent zu Ende gedacht wurden.

Ich hoffe, dass mir das mit den bisherigen Texten ein Stück weit gelungen ist. Jetzt geht es um die Frage, wie ich das kultivieren kann. Noch ist es nur Theorie, keine gelebte Praxis. Das Ziel ist klar:

Bewusstheit, nichts sonst.

Im Grunde ist das sehr einfach. Was ich denke, denke ich entsprechend der Wirklichkeit. Das ist das vorab nicht definierbare Ergebnis meines Handelns. Denke ich etwa, dass es einen Regenbogen gibt, so ist das unzutreffend, denn es entspricht nicht der Wirklichkeit. Was durch einfache Überlegung leicht feststellbar ist. Es ist ja bekannt, dass die Form den Inhalt definiert, nicht umgekehrt. Was auf CSS ZEN GARDEN sehr gut erkenn- und erfahrbar ist. Marshall McLuhan hat das für Medien sehr gut beschrieben, wobei der Druckfehler im Text von ihm begeistert übernommen wurde: Das Medium ist die Massage.

Der Titel geht auf einen Druckfehler zurück: Ein Setzer hatte aus dem beabsichtigten Message das Wort Massage gemacht. McLuhan fand das großartig. Denn sein berühmter Slogan „Das Medium ist die Botschaft“ war ein Klischee geworden. So wie auch  manche Zitate aus dem Ch’an für viele zum Klischee verkommen sind.

Wie also kultiviere ich Bewusstheit? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Bewusstheit zu kultivieren. Meditation, Achtsamkeit, Selbstreflexion oder körperliche Praxis wie Yoga, Aikidō oder der Aufenthalt in der Natur (wie sie ist, nicht in kultivierten Lebensräumen). Aber auch die Gestaltung meines Umfeldes gehört dazu. Entspricht es der Wirklichkeit, ist es also wesentlich, werde auch ich selbst wesentlich. In einem chaotischen Umfeld mich selbst reflektieren? Unmöglich, wohingegen ein geordnetes Umfeld mich selbst ausrichtet, mich wesentlich werden lässt.

Eine meditative Haltung ist vor allem eine geistige Einstellung, die es ermöglicht, den Geist zu beruhigen, Achtsamkeit und Konzentration zu verbessern und das Bewusstsein zu erweitern. Ich werde ganz einfach offener. Dazu brauche ich ein entsprechendes Umfeld, was in einem mit Nippes zugestellten Raum schwer möglich sein wird. Alles, was rumliegt, stört, andererseits zeigt es mir ganz klar, was gerade in mir selbst los ist.

Es geht vor allem um Offenheit und die Akzeptanz, den gegenwärtigen Moment anzunehmen, ohne zu urteilen oder zu bewerten. Schaffe ich durch mein Verhalten einen Raum, der vor Ablenkung schützt, dann beruhige ich automatisch meinen Geist.  Wie heißt es doch? Innen schafft Außen und Außen schafft Innen.

Diese Aussage ist oft im Zusammenhang mit der Gestaltung von Räumen und Gebäuden zu hören. Man geht davon aus, dass das Design des Innenraums eines Gebäudes das Verhalten und die Wahrnehmung der Menschen beeinflusst, die es betreten, und dass das Äußere eines Gebäudes die Wahrnehmung und das Image des Gebäudes beeinflusst. In diesem Sinne kann man sagen, dass Innen Außen und Außen Innen schafft.

Wir wissen auch, dass Kleidung einen großen Einfluss auf uns Menschen hat. Trage ich Kleidung, die mir gut passt und gefällt, fühle ich mich selbstbewusster und besser repräsentiert. Auch die Farben und Muster der Kleidung beeinflussen meine Stimmung. Ich trage viel schwarz, weil mich das am wenigsten ablenkt. Vor allem drücke ich mit meiner Kleidung ein Stück weit meine Identität aus. In meiner Jugend  hat mein Kleidungsstil dazu beitragen, mich einer bestimmten Gruppe zugehörig zu fühlen.

Innere und äußere Ordnung sind also eng miteinander verbunden. Eine äußere Unordnung kann zu einer inneren Unruhe führen, während eine innere Unordnung zu einer äußeren Unordnung führen kann. Befinde ich mich in einer unordentlichen Umgebung, wird dies mit hoher Wahrscheinlichkeit meine Konzentration und Produktivität beeinträchtigen.

Eine äußere Ordnung hingegen hilft mir, mich zu konzentrieren und produktiver zu sein. Auf der anderen Seite wird eine innere Unordnung, wie zum Beispiel negative Gedanken oder Emotionen, wahrscheinlich zu einer äußeren Unordnung führen. Fühle ich mich gestresst oder überfordert, kann es schwierig sein, meine Umgebung sauber und organisiert zu halten. Eine innere Ordnung kann mir also helfen, mich auf mein Tun zu konzentrieren und meine Denkstrukturen in Richtung mehr Bewusstsein, Offenheit und Wesentlichkeit zu organisieren.

Insgesamt  beeinflussen und verstärken sich innere und äußere Ordnung gegenseitig. Eine äußere Ordnung hilft mir, eine innere Ordnung aufrechtzuerhalten, während eine innere Ordnung mir hilft, eine äußere Ordnung aufrechtzuerhalten. Will ich also Bewusstheit erreichen, ist es definitiv hilfreich, mich ordentlich anzuziehen und die Wohnung in Ordnung zu bringen oder zu halten. Oder mein Motorrad in Ordnung zu halten. Eigentlich einfach.

Aber eben nur eigentlich, denn woran soll ich mich ausrichten, wenn mir niemand sagen kann, was Wirklichkeit ist? Das kann niemand, aber ich kann es erfahren. Etwa, indem ich Motorrad fahre. Oder mich an der Struktur des Ch’an-Denkens orientiere, wenn man das so nennen kann, wie an der Struktur der Natur, wie sie die Quantenmechanik beschreibt. Einfach machen und dabei aufmerksam beobachten, was passiert.

Kenne ich das wirklich nicht?

Es ist ja (noch) gängige Meinung, dass quantenmechanische Erkenntnis in unserem Alltag keine Rolle spielen. Als Motorradfahrer möchte ich hier mein Veto einlegen. Und überhaupt. Das will ich kurz begründen.

Es gibt ja diesen wunderbaren Ausdruck von Berndt Spiegel „Die obere Hälfte des Motorrades“. Was gemeint ist, ist klar: Der Mensch auf dem Motorrad. Der „funktioniert“ nämlich nach ganz anderen Gesetzmäßigkeiten als das Motorrad. Das ist definitiv so. Und ich denke, das sind die Gesetzmäßigkeiten, die die Quantenmechanik beschreibt.

Ich brauche mir ja nur bewusst zu sein, dass mein Körper aus dem selben Material besteht wie alles andere auch, nämlich aus Atomen. Die funktionieren in einem Stück Eisen wie in einem Lebewesen nach den identischen Gesetzmäßigkeiten. Also auch in mir selbst.

Im Ch’an gibt es – wie in der Quantenmechanik – keine Unterscheidung zwischen lebendiger und unlebendiger Materie. Die Praxis des Ch’an betont die Einheit und Interdependenz aller Dinge und Wesen – wie auch die Quantenmechanik. Alles, was existiert, wird als Teil des Universums betrachtet und hat eine Verbindung zu allem anderen.

Im Ch’an – und der Quantenmechanik – wird betont, dass alles, was existiert, eine Form von Energie ist, die in ständiger Bewegung und Veränderung ist. Es gibt keine feste Trennung zwischen lebendiger und unlebendiger Materie, da alles miteinander verbunden ist und sich gegenseitig beeinflusst.

Die Praxis des Ch’an – und die Beschäftigung mit Quantenmechanik – zielt darauf ab, das Bewusstsein für diese Einheit und Interdependenz zu schärfen und uns zu helfen, uns mit allem um uns herum zu verbinden. Durch die Praxis der Meditation und Achtsamkeit können wir uns bewusst werden, wie alles miteinander verbunden ist und wie unsere Handlungen Auswirkungen auf die Welt um uns herum haben.

Dass die Quantentheorie zutrifft, wird wohl niemand mehr bestreiten wollen. Sie ist die erfolgreichste naturwissenschaftliche Theorie. In keinem einzigen Fall sind ihre Vorhersagen bisher mit den experimentellen Ergebnissen in Widerspruch geraten, und mit enormer Genauigkeit beschreibt sie Phänomene im Bereich der Elementarteilchen, Atome und Moleküle, aber auch im makroskopischen Bereich. Nur mit ihrer Interpretation hapert es noch.

Wobei ich gestehen muss, dass ich die gedankliche Spaltung von lebendiger und nicht lebendiger Materie gedanklich noch nicht ganz überwunden habe. Das dauert noch ein bisschen. Wahrscheinlich. Oder mir fehlt noch die passende gedankliche Ordnungsstruktur für Interdependenz.

Quantenmechanik beschreibt also nicht nur das Verhalten von Teilchen auf subatomarer Ebene, sondern auch die geistig mentalen Prozesse, die in mir ablaufen. Etwa wenn ich fahre, da ist es gut erfahrbar. Hingegen die klassische Physik bezieht sich allein auf das makroskopische Objekt Motorrad. Was mich also tun lässt, was ich tue, folgt den in der Quantenmechanik beschriebenen Gesetzmäßigkeiten.

Doch beschreiben Ch’an wie Quantenmechanik vorrangig nicht Gesetzmäßigkeiten, auch nicht Strukturen, sondern „Substanzen“, die aber nicht klar definiert, sondern offen sind – wie Ahnungen, die zu Gedanken werden oder auch Beziehungen, die ja alles andere als statisch sind sondern sich ständig verändern.

Als ich meine Frau kennenlernte, bekam ich erst einmal eine Menge Informationen über sie (und sie über mich), wie das eben ist, wenn man jemanden kennenlernt. Das waren erst eimal ganz klassische Fakten, Fakten, die auch die klassische Physik kennt. Dass wir anhand dieser Fakten dann eine Beziehung aufgebaut haben basiert darauf, dass wir ganz offensichtlich zu Quanteninformationen übergegangen sind.

Denn die beziehen nicht nur die äußeren, sondern auch die inneren Informationen mit ein und sie beschreiben die wahrscheinlichen zukünftigen Möglichkeiten in der Beziehung. Eine dieser Möglichkeiten, also eine Wahrscheinlichkeit, wurde dann zu einem Fakt, wir haben nämlich geheiratet. So wurde aus den Quanteninformationen wieder eine konkrete Information.

Nicht anders ist es beim Motorradfahren, nur ist es da viel einfacher zu betrachten, denn da spielt nur ein Mensch eine Rolle, nämlich ich. Ich sehe etwa die Kurve, die ich fahren will. Ich registriere eine Menge Informationen über Fakten: Geschwindigkeit, Belag, Form der Kurve, eigene Position beziehungsweise den aktuellen Fahrweg, Wetter, Verkehr und so weiter und so fort. Diese Informationen wurden in meinem Gehirn zu Quanteninformationen weiterverarbeitet, die Grundlage gedanklicher Kohärenz über mein Verhalten beziehungsweise den zu wählenden Fahrweg.

Die vorhandenen Informationen waren also die Grundlage für alle Optionen, wie ich theoretisch fahren konnte, von denen ich mir dann die für mich stimmigste ausgesucht habe. Die Geschwindigkeit, mit der ich Informationen neu generierte und als Quanteninformation über die möglichen Optionen weiterverarbeitet habe, um dann eine auswählen und mich entsprechend verhalten zu können, ist gigantisch schnell, so schnell, dass ich es als einen Fluß wahrnehme, einen Prozess.

Die einzelnen Entscheidungspunkte aber nehme ich kaum noch wahr, allenfalls, wenn plötzlich etwas Neues auftaucht, etwa ein entgegenkommendes Auto. Ich mache also nichts anderes als das was Quantenphysiker mit ihren mathematischen Gleichungen machen: Ich stelle Wahrscheinlichkeitsberechnungen an, um die Folgen meines Verhalten zu berechnen, um mich dann (hoffentlich) richtig zu entscheiden.

Mein Verhalten auf dem Motorrad lässt sich also deterministisch nicht vorhersagen. Wie auch mein Verhalten insgesamt sich nicht vorhersagen lässt, allenfalls in Wahrscheinlichkeiten. Wer aber kennt schon alle Fakten, die ich bei meinen Überlegungen berücksichtigen werde? Niemand! Auch ich selbst nicht, jedenfalls nicht bewusst. Deswegen ist es auch ratsam, anderen Menschen ohne Beurteilung und ohne Urteil zu begegnen.

Das Beispiel Motorradfahren macht deutlich, dass es für mein zukünftiges Verhalten eine andere Beschreibung als die klassische Physik braucht. Das ist nämlich nicht vorhersagbar, sondern hängt davon ab, über welche Informationen ich im Moment der Entschediung verfüge. Betrachte ich meinen Fahrweg in der Rückschau, dann kann ich das mit den Konzepten der klassischen Physik beschreiben. Doch damit kann ich nur feststellen, dass ich etwa den Lenker zu sehr festgehalten oder mit der falschen Bremse gebremst habe, nicht aber, weshalb ich das getan habe und auch nicht, was ich zukünftig tun werde.

Ich kann also nur feststellen, was ich in der Vergangenheit falsch gemacht habe und auch, was ich stattdessen tun sollte, aber nicht, was es mich dann auch tatsächlich machen lässt. Eingefahrene Muster können sehr beharrlich sein, denn sie lassen sich nicht kontrollieren, auch wenn das viele noch denken – natürlich nur bei anderen. Und selbst die Erkenntnis und Einsicht alleine genügt nicht, ich muss es auch wirklich verinnerlicht haben, um mich entsprechend zu verhalten.

Die Frage ist also: Wie bringe ich die Konzepte des Ch’an oder der Quantenmechanik in mein Leben? Denn das Motorradfahren ist ja nur deshalb ein sehr gutes Beispiel, weil ich hier die Folgen meiner inneren Wahrscheinlichkeitsberechnungen, vor allem auch der Blockaden, unmittelbar sichtbar werden, ich also direkt mit meiner Persönlichkeit konfrontiert werde. Mit anderen Worten: Wie ich bin, so fahre ich auch Motorrad. Keine Möglichkeit, mich zu verstellen.

Es geht also nicht darum, das Falsche zu erkennen, sondern das Richtige zu tun. Wie auf dem Motorrad.

Verstehen, was ist

Es geht mir darum zu verstehen, weshalb ich tue, was ich tue. Scheint einfach zu sein, ist es aber nicht. Sonst gäbe es ja nicht jede Menge Psychiater und Psychologen sowie Unmengen einschlägiger Literatur. Es ist also ganz offensichtlich, dass wir in der Lage sind, gegen unsere eigene Natur zu leben. Was also beschreibt natürliche Prozesse? Ch’an und Quantenphysik.

Wobei ich mich hier mit Quantenphysik beschäftige. Ich denke, das ist leichter zu vermitteln als Ch’an. Was ist also die Philosophie der Quantenphysik? Die Erkenntnisse der Quantenmechanik kann ich ja nur sehr schwer direkt auf meine eigenes Erleben anwenden, dazu benötige ich die philosophische „Umsetzung“.

Hier beginnt die Schwierigkeit, nicht in den Mystizismus zu verfallen. Doch das ist leichter als gedacht, ich brauche meine Annahmen nur zu verifizieren. Was nicht dazu verführen darf zu glauben, ich könnte sie auch erklären.

Dass man die Gesetzmäßigkeiten der Quantenhysik nur beschreiben, aber nicht erklären kann, ist eine der wesentlichsten Erkenntnisse, die man immer im Kopf haben sollte, beschäftigt man sich damit.

Die Philosophie der Quantenphysik ist fraglos ein komplexes Thema, das von verschiedenen Interpretationen und Ansätzen geprägt ist. Im Allgemeinen geht es jedoch darum, die grundlegenden Prinzipien und Konzepte der Quantenmechanik zu verstehen und plausibel zu interpretieren.

Ein wichtiger Aspekt der Philosophie der Quantenphysik ist die Frage nach der Natur der Realität. Die Quantenmechanik beschreibt die Welt auf subatomarer Ebene in Begriffen von Wahrscheinlichkeiten und Unsicherheiten.

Einige Interpretationen, wie die Kopenhagener Deutung, argumentieren, dass die Realität auf subatomarer Ebene nicht objektiv existiert, sondern erst durch die Messung entsteht. Diese Interpretation ist die anerkannteste und stimmigste. Einfach, weil sie immer wieder durch Versuche bestätigt wird.

Andere Interpretationen, wie die Viele-Welten-Interpretation, argumentieren, dass es unendlich viele parallele Universen gibt, in denen alle möglichen Ergebnisse von Messungen auftreten. Was aber bleibt ist die Tatsache, dass die Welt auf der subatomaren Ebene allein durch Wahrscheinlichkeiten und (für uns) Unsicherheiten beschrieben werden kann.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Philosophie der Quantenphysik ist die Frage nach der Rolle des Beobachters. Die Quantenmechanik besagt, dass die Messung den Zustand eines Teilchens beeinflusst, was zu verschiedenen Interpretationen geführt hat. Das steht wohl im Zusammenhang mit der Tatsache, dass Information wesentlicher als Materie ist.

Dass die Quantenphysik das Verhalten von Teilchen auf der subatomaren Ebene beschreibt, während die klassische Physik sich auf makroskopische Objekte konzentriert, darf nicht zu der Annahme führen, dass beide Ebenen, also Micro- und Makrokosmos, nichts miteinander zu tun hätten. Was wir beobachten und wahrnehmen können ist immer nur die Oberfläche, aber nicht das Eigentliche.

Stellen Sie sich vor, sie sehen einen wunderschönen alten Porsche 356 und sie gehen selbstverständlich davon aus, einen klassischen Porsche-Sound zu hören, wenn der Motor starten. Doch weit gefehlt, sie hören nur das nicht sehr erbauliche Geräusch eines VW-Käfer-Motors. Welche Enttäuschung! Eine Replika, die Sie da gesehen haben, mehr Schein als Sein. Jedenfalls nicht das Original eines Porsche 356.

Wir dürfen also nicht von dem, was wir wahrnehmen, auch auf den Grund schließen. Angenommen, sie beobachten, wie ich freundlich mit meiner Frau umgehe. Wissen Sie aber dann auch schon, dass ich freundlich bin? Vielleicht bin ich das ja nur, weil ich mir davon etwas verspreche.

Und haben Sie das Gefühl, ich sei berechnend, weil Sie mich einmal so erlebt haben – können Sie wirklich sicher sein, dass ich nicht einfach nur freundlich bin? Ich weiß selbst oft nicht, weshalb ich bin, wie ich gerade bin. Da ist meist nur eine Empfindung, schwer in Worte zu fassen.

In der Quantenphysik können Teilchen gleichzeitig in mehreren Zuständen existieren, während in der klassischen Physik ein Objekt nur in einem bestimmten Zustand sein kann. Wenn Sie glauben, ich wüsste immer genau, was ich denke, dann irren Sie sich. Wir nennen es dann Ahnung – keine Ahnung, worauf es hinausläuft.

Quantenphysik erfordert die Verwendung von Wahrscheinlichkeitsrechnungen, um Vorhersagen zu machen, während die klassische Physik auf deterministischen Gesetzen basiert. Genauso ist es, wenn ich glaube ich wüsste, warum mein Freund macht, was er eben macht.

Oder wenn ich mir selbst überlege, warum ich gerade diesen Text schreibe. Natürlich gibt es dafür Erklärungen. Ob die aber wirklich den Kern treffen, das sei dahin gestellt. Kürzlich habe ich überlegt, warum das Kotelett von einem Halleschen Schwein meiner Frau sehr gut geschmeckt hat, mir aber nicht.

Lag es vielleicht daran, dass mir mein Körper sagen wollte, dass er kein Schweinefleisch mehr verträgt? Hat mir deswegen am übernächsten Tag die große Zehe weggetan, als hätte ich mal wieder Gicht? Es sieht so aus, denn am Tag drauf war es wieder weg.

Wie in der Quantenphysik erfordert die Betrachtung der Welt über das Vordergründige hinaus die Berücksichtigung von Phänomenen wie Verschränkung und Quantenverschiebung, die in der klassischen Physik und auch im klassischen Denken nicht vorhanden sind, beziehungsweise keine Rolle spielen.

Quantenphysik hat Auswirkungen auf viele Bereiche der Wissenschaft, einschließlich der Chemie, der Materialwissenschaften und der Informatik, aber auch auf das gesamte Leben – wenn ich genau hinschaue.

Die interessante Frage ist also: Was bedeutet das für mich? Theoretisch lässt sich das nicht erklären, aber wohl praktisch.