Weg der Wirklichkeit

Schlagwort: Sehen

Fakten statt Illusionen

Die Erkenntnisse der Quantenphysik.

Wie unterscheidet sich die Quantenmechanik von der klassischen Physik? Das ist der erste Frage, der nachzugehen ist. Wobei ich hier schon auf eine erste Schwierigkeit stoße, denn die Sprache, also die Begriffe, die ich verwende, sind allesamt Begriffe der klassischen Physik. Wenn hier von Teilchen die Rede ist, sind dies keine Teilchen im üblichen Verständnis, sondern etwas formloses, das wir eben so beschreiben. Die klassische Physik Isaac Newtons hat nun einmal unser Weltbild und damit auch unsere Sprache geprägt.

Ein Problem, mit dem sich auch die Quantenphysiker der ersten Stunde konfrontiert sahen. Sie konnten über Quantenmechanik zwar mathematisch „sprechen“, aber nur schwer in Worten.

Ich glaube, es war Niels Bohr, der meinte, dass man aber auch das lernen könne. Ich hoffe, er behält damit Recht. Denn bisher steckt die Menschheit vielfach noch im alten Denken fest.

Jedenfalls ist das Weltbild der klassischen Physik ein ganz anderes als das der Quantenmechanik. Denn die Quantenmechanik unterscheidet sich von der klassischen Physik auf mehrere Arten:

  1. Quantenmechanik beschreibt das Verhalten von Teilchen auf subatomarer Ebene, während die klassische Physik sich auf makroskopische Objekte konzentriert.
  2. In der Quantenmechanik können Teilchen mehrere Zustände gleichzeitig einnehmen, während in der klassischen Physik ein Teilchen nur einen bestimmten Zustand haben kann.
  3. Quantenmechanik verwendet Wahrscheinlichkeitsberechnungen, um das Verhalten von Teilchen vorherzusagen, während die klassische Physik deterministisch ist und das Verhalten von Objekten genau vorhersagen kann.
  4. Quantenmechanik erfordert eine andere mathematische Beschreibung als die klassische Physik, einschließlich der Verwendung von komplexen Zahlen und der Schrödinger-Gleichung.
  5. Quantenmechanik basiert auch auf Konzepten wie Verschränkung und Unschärferelation, die in der klassischen Physik nicht vorhanden sind.

Das Wissen der Quantenmechanik hat unsere Weltsicht auf verschiedene Weise verändert:

  1. Die Welt funktioniert auf subatomarer Ebene anders als auf makroskopischer Ebene. Dies hat dazu geführt, dass wir unsere Vorstellung von der Natur der Realität und der Objektivität der Welt in Frage stellen (müssen).
  2. Auf subatomarer Ebene ist die Welt probabilistisch, was bedeutet, dass wir nicht in der Lage sind, das Verhalten von sogenannten Teilchen mit absoluter Sicherheit vorherzusagen. Dies hat dazu geführt, dass wir unsere Vorstellung von der Vorhersehbarkeit der Welt in Frage stellen (müssen).
  3. Die Quantenmechanik hat weiter gezeigt, dass Teilchen auf subatomarer Ebene miteinander verschränkt sein können, was bedeutet, dass sie in einer Art und Weise miteinander verbunden sind, die nicht durch klassische physikalische Gesetze erklärt werden kann. Dies hat dazu geführt, dass wir unsere Vorstellung von der Natur der Kausalität in Frage stellen (müssen).
  4. In der Quantenmechanik ist der Beobachter nicht neutral, sondern beeinflusst das Messergebnis. Wobei es so ist, dass jegliche Interaktion beeinflusst. Auch dies hat dazu geführt, dass wir unsere Vorstellungen von Gestaltung von Realität in Frage stellen (müssen).
  5. Die allem Sein zu Grunde liegende „Substanz“ ist „Information“. Fundamental sind nicht materielle Einheiten wie etwa Elementarteilchen, sondern das, was unterschieden werden kann. Die Trennung von Wirklichkeit und Information ist nicht haltbar. Was bedeutet, unsere Vorstellung von Materie in Frage zu stellen (müssen).
  6. Die mit der Quantenmechanik sichtbaren Phänomene lassen sich zwar beschreiben, aber nicht erklären – anders als in der klassischen Physik. Was sie wahrscheinlich erst einmal so schwierig erscheinen lässt. Was sie aber nicht sind, dazu später mehr.

Die Quantenmechanik unterscheidet sich von der klassischen Physik also in mehreren Aspekten:

  1. Quantenobjekte können sich in mehreren Zuständen gleichzeitig befinden, was als Superposition bezeichnet wird.
  2. Die Messung eines Quantenobjekts beeinflusst den Zustand des Objekts, was als Kollaps der Wellenfunktion bezeichnet wird.
  3. Quantenobjekte können miteinander verschränkt sein, was bedeutet, dass ihre Zustände miteinander verbunden sind, unabhängig von der Entfernung zwischen ihnen.
  4. Die Quantenmechanik verwendet Wahrscheinlichkeitsverteilungen, um Vorhersagen über das Verhalten von Quantenobjekten zu machen, anstatt exakte Vorhersagen wie in der klassischen Physik zu treffen.
  5. Die Quantenmechanik erfordert einen neuen mathematischen  Formalismus, der auf linearen Vektoren und Matrizen basiert, anstatt auf klassischen Gleichungen der Bewegung.

Erklären können oder wissen

Manches kann ich wissen, aber nicht erklären. Wissen kann ich also nur, was ich selbst erlebt habe. Was dann einem dann schnell mystisch erschein, der es nicht weiß und nicht erlebt hat. Was es aber nicht ist.

Daher ist Motorradfahren auch nicht mystisch. Nur lässt sich das, was dabei „passiert“, nicht erklären, nur beschreiben, und das auch nur mit Worten, was bekanntlich immer eine Reduktion des ursprünglich Gedachten auf einige wenige Gedanken bedeutet. Kommunizieren können wir immer nur die oberste Schicht. Leider.

Allzu leicht vermischen wir in unseren Gedanken Mystisches, etwa die Gedanken von Meister Eckhardt, mit einer tatsächlichen Erfahrung der Wirklichkeit. Mystik ist ein Begriff, der sich auf eine spirituelle Erfahrung oder Praxis bezieht, die darauf abzielt, eine direkte Erfahrung oder Erkenntnis von Gott, dem Göttlichen oder dem Transzendenten zu erlangen. Es ist eine Erfahrung, die jenseits der rationalen Erklärung oder des Verständnisses liegt und oft als unbeschreiblich beschrieben wird.

Mystische Erfahrungen sind also weder erklär- noch verifizierbar, nur individuell erfahrbar. Bedauerlicherweise lässt sich das, was die obere Hälfte des Motorrades beim Fahren erlebt, also der Mensch auf dem Motorrad, auch nicht erklären, aber mit einiger Praxis sehr wohl verifizieren. Daher ist Motorradfahren nicht mystisch.

Auch Ch’an ist nicht mystisch, nur nicht erklärbar. Aber sehr wohl verifizierbar – wenn man sich darauf einlässt. Oder die Quantenphysik, da ist es auch so. Die Quantenphysik wird zwar manchmal als mystisch bezeichnet, da sie Konzepte enthält, die schwer zu verstehen und zu erklären und die nicht unmittelbar wahrnehmbar sind. Einige dieser Konzepte, wie die Superposition und die Verschränkung von Quantenzuständen, scheinen auf den ersten Blick unlogisch und widersprüchlich zu sein.

Leider haben einige versucht, die Quantenphysik mit spirituellen oder mystischen Konzepten zu verbinden, was ich für mich ablehne, da sie nicht auf empirischen Beweisen basieren und oft spekulativ sind. Es ist wichtig zu beachten, dass die Quantenphysik eine wissenschaftliche Theorie ist, die auf experimentellen Beobachtungen und mathematischen Modellen basiert, auch wenn sie Konzepte enthält, die schwer zu verstehen sind, ist sie keine mystische oder spirituelle Lehre.

So wenig wie Ch’an. Ch’an (auch bekannt als Zen) ist eine Form des Buddhismus, die sich auf die direkte Erfahrung der Wirklichkeit konzentriert und die Erleuchtung durch Meditation und Achtsamkeit anstrebt. Einige betrachten Ch’an leider als mystisch, da es sich auf die Erfahrung des Unbeschreiblichen und Unfassbaren konzentriert, doch immer verbunden mit der praktischen Anwendung des Erkannten im täglichen Leben.

Also kann ich feststellen, dass Ch’an, Quantenmechanik und auch das Motorradfahren eines gemeinsam haben: Die Erfahrung dessen, was wirklich ist. Und das ganz ohne mystischen Klimbim. Ich beziehe mich immer wieder auf das Motorradfahren, weil es die einzige Praxis ist, die mich unmittelbar erfahrbar in Kontakt mit der Wirklichkeit kommen lässt. Das ist so, weil die Kriterien eines Flow hier „erfüllt“ sind: Die Gefahr der Über- wie der Unterforderung.

Was ich bei vielen Quantenphysikern, Motorradfahrern und auch bei anderen Flow-Praktizierenden, wie etwa Fremclimbern, leider auch bei manchen, die sich mit Ch’an beschäftigen, ist die praktischen Anwendung oder Umsetzung des Erkannten im täglichen Leben.

Sehen, was ist

Und nicht sehen, was ich glaube. Was ich denke, denke ich ja nicht-bewusst, bewusst gedanklich fassen kann ich ja nur, wenn ich Worte dafür gefunden habe. Was eine erhebliche gedankliche Reduktion der ursprünglichen Erfahrung und der damit einhergehenden Empfindung bedeutet. Aber ich will ja ganz bewusst darüber sprechen können, auch wenn ich nicht wirklich weiß, warum ich das eigentlich will.

Viele Menschen meinen ja, sie wüssten, warum sie sich so oder anders verhalten. Bei genauer Betrachtung stellt sich das jedoch als eine Illusion heraus. Denn ich kann mich nur so verhalten, wie es meiner inneren Haltung entspricht.

Jedoch kann ich (Rahmen-) Bedingungen schaffen, die mir helfen, meine Haltung anders auszurichten. Anders heißt der Wirklichkeit entsprechend. Dazu ist es notwendig, möglichst alles zu berücksichtigen, was wir aktuell darüber wissen können. Den eines ist sicher: Wirklichkeit ist nicht beliebig.

Daher gehe ich sowohl von Ch’an wie auch von der Quantenphysik aus. Ch’an ist ja gerade keine Lehre, sondern betont die direkte Erfahrung der Wirklichkeit durch Meditation und Achtsamkeit. Im Ch’an wird großen Wert auf die Überwindung von Dualismus und Konzepten gelegt und die Bedeutung dessen, was getan wird, steht im Vordergrund.

Nicht anders ist es bei der Quantenmechanik. Auch hier steht die direkte Erfahrung der Wirklichkeit im Vordergrund. Und auch hier muss man sich damit beschäftigen, was das für das eigene Leben bedeutet.

Beide, Ch’an wie Quantenmechanik kommen letztlich zu der Erkenntnis, dass Geist die Grundlage von allem ist.

Alle Buddhas und alle Lebewesen sind nichts als der Eine Geist, neben dem nichts anderes existiert.“

So sieht es Huang Po, nicht anders als Max Plank:

Es gibt keine Materie, sondern nur ein Gewebe von Energien, dem durch intelligenten Geist Form gegeben wurde. Dieser Geist ist Urgrund aller Materie.“