Keine „Geschichten“ jenseits des eigenen Erlebens! Das ist eines der Elemente, die das Motorradfahren so bedeutsam für uns macht. Im Umkehrschluss erklärt das auch die Schwierigkeiten, die wir im Umgang mit „Geschichten“ haben.

Es macht eben einen gewaltigen Unterschied, ob wir etwas erleben oder nur darüber reden. Schaue ich mir beispielsweise Nachrichten an oder lese ich die Zeitung, dann erlebe ich es nicht.

Selbst, wenn ich Ähnliches selbst erlebt habe, kann ich doch nie empfinden, was der Betroffene gefühlt haben muss. Wenn jemand von sich sagt, er sei „mitfühlend“, gehen bei mir immer die Alarmglocken an.

Ich kann zwar mit einem Täter Mitgefühl haben, doch das bedeutet nur, dass ich weiß, dass er unter seiner Tat leidet, aber es bedeutet nicht, dass man empfinden könnte, was in ihm vorgeht.

Ich empfinden nur, was ich selbst erlebt habe. Alles andere löst zwar Gefühle in mir aus, doch das sind keine Gefühle, die aus selbst Erlebten entsprungen sind.

Der Unterschied zum „normalen“ Leben ist, dass ich auf dem Motorrad immer ich selbst bin. Was auch seine Schattenseiten hat, denn ich kann mich nicht verstellen. Will ich also authentisch sein und mich wirklich kennen lernen, brauche ich nur Motorrad zu fahren.

Erkannt hat das schon Sokrates, fangen seine drei Siebe damit, ob es wahr ist, wie es also selbst erlebt haben. Dann ist es auch selten freundlich und noch seltener hilfreich. Ein guter Grund, die Zeitung beiseite zu legen.

Alles, was die drei sokratischen Siebe ausfiltern würden, ist nur ein soziales Geräusch. Also unnötig und letztlich destruktiv, zu nichts anderem geeignet, als die Zeit totzuschlagen. Und genau das bleibt mir auf dem Motorrad erspart: Unnützer Smalltalk.

Will ich authentisch sein, kann ich das nur im wirklich eigenen Erleben sein. Wie auf dem Motorrad.