Die wirkliche und eigentliche Herausforderung ist, sich auf das Leben einzulassen.

Was vielleicht einfacher ist, als es sich erst einmal anfühlt. Der Vergleich ist vielleicht absolut profan, aber ich will versuchen, es einmal zu verbalisieren: Es ist wie Motorradfahren. Motorradfahren besteht – jedenfalls für mich – im Wesentlichen aus drei Phasen.

Die erste Phase ist – ich mache eine Erfahrung oder befürchte eine entsprechende Situation. Etwa, dass ich Schwierigkeiten habe, eine Spitzkehre zu meistern und wegen der langsamen Geschwindigkeit nicht stürzen will. Dem schließt sich die zweite Phase an – ich mache sozusagen ein mentales Trockentraining, kratze meine Kenntnisse aus dem Physikunterricht zusammen und reflektiere, wie ich eine Spitzkehre ideal fahre (und nicht nur fahren kann!).

Dem schließt sich die dritte Phase an – ich setze das explizite Wissen als implizites Wissen ein. Ich übe also noch, fahre noch bewusst. Ich muss es also verinnerlicht haben, um es im Modus Denken durch NichtDenken anwenden zu können. Ist es nur als explizites Wissen verfügbar und muss ich noch darüber nachdenken, kann ich es definitiv nicht ohne weiteres anwenden. Das heißt, es darf mir nichts in die Quere kommen.

Wirklich anwenden kann ich ausschließlich implizites Wissen; über explizites Wissen kann ich nur schlau daherreden oder es einüben. Explizites kann ich von implizitem Wissen leicht unterscheiden: Ich brauche nur schnell genug zu sein. Bin ich nämlich schnell unterwegs, reduziert sich der Zeitraum in Richtung null, in dem ich eine Korrektur meines Handelns und Tuns noch vornehmen kann.

Bewege ich mich in dem Bereich des Flow, ist Nachdenken nicht mehr möglich, ich handle dann ausschließlich aufgrund Denkens durch NichtDenken. Ich laste mein System also aus, denke sozusagen mit hoher Geschwindigkeit. Es ist vielleicht wie beim Wasserskifahren. Ist die Geschwindigkeit sehr gering, wird kaum viel mehr als mein Oberkörper aus dem Wasser ragen. Ist die Geschwindigkeit jedoch ausreichend groß, beginne ich auf dem Wasser zu gleiten, das Wasser kann mich jetzt tragen – aufgrund der Geschwindigkeit.

Auch Motorradfahrer wissen, dass sie nur dann gut durch die Spitzkehre kommen, wenn sie ausreichend schnell unterwegs sind. Die Geschwindigkeit ermöglicht einen stabilen Fahrzustand des Motorrades. Wie beim Wasserskifahren auch. Oder beim Klettern. Je langsamer ich werde, desto schwieriger wird es. Und exakt so ist es auch bei dem Denken.

„Schnelles“ Denken bringt mich unter bestimmten Voraussetzungen in den Extremzustand des Flow, also des Denkens durch NichtDenken. Das hat einerseits etwas mit der Schnelligkeit des Denkens zu tun, andererseits mit dem zur Verfügung stehenden impliziten Wissen. Fahre ich schnell mit dem Motorrad ohne das erforderliche Wissen um die Spitzkehre, bekomme ich garantiert Schwierigkeiten, genauso, wenn ich zu langsam fahre.

Allein die Kombination von Schnelligkeit und korrektem (!!) implizitem Wissen lässt mich sicher um die Kurve fahren. Oder denken. Und das ist bei wirklich allem so, jedenfalls ist das meine Überzeugung.