Alles andere führt nicht zum erwünschten Ergebnis. Klartext zu reden bedeutet keineswegs autoritär zu sein. Will ich mein Motorrad nämlich zwingen zu tun, was ich will, grinst es nur – und folgt weiter unbeirrt seinen Prinzipien. Und will ich mich auf dem Motorrad zu etwas zwingen, funktioniert das genauso wenig.

Wen wir aber Klartext miteinander reden, klappt das. Zur Erklärung: Mein Motorrad redet Klartext mit mir, wenn es technisch optimal funktioniert. Wenn ich beispielsweise mit falschem Luftdruck oder mit einer falschen Gepäckverteilung unterwegs bin, bekomme ich keine klare Rückmeldung mehr von ihm.

Umgekehrt muss ich in meiner Sitzhaltung und meinen Bewegungen, vor allem den Lenkbewegungen, einfach korrekt sein. Klartext miteinander zu reden verlangt, übrigens auch im normalen zwischenmenschlichen Leben, ganz einfach Präzision und Klarheit. Wischiwaschi, Oberflächlichkeit, Beliebigkeit oder Halbwissen – all das geht ganz einfach nicht.

Motorradfahren ist tatsächlich ein sehr effektives Kommunikationstraining. Die Art, wie ich mich auf dem Motorrad verhalte, will ich gut fahren, funktioniert auch im Alltag. Was die spannende Frage aufwirft: weshalb verhalten wir uns im Alltag so nicht, wie wir es auf dem Motorrad tun – und es uns dabei gut geht?

Die Antwort ist einfach. Weil es beim Motorradfahren keine Konvention gibt. Hier gelten ganz einfach die natürlichen Regeln, nicht die vom Menschen gemachten. Aber das hört sich so einfach an, ist es nicht. Denn mein Motorrad diskutiert nicht mit mir, führt keine Dispute und debattiert nicht, sondern führt einen klaren Dialog mit mir – vorausgesetzt, ich bin bereit auf es zu hören.