Der Weg vom „Du sollst“ zum „Ich will“. 

Soll (!!) aus dem „Du sollst“, wie es ja jede Tugendlehre sagt, ein „Ich will“ werden, braucht es Einsicht in das Wesen der eigenen Handlung und nicht nur in die Stimmigkeit des eigenen Tuns.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Verständnis von Bewusstsein. Viele glauben ja, sie würden bewusst handeln, doch das ist eine Illusion, denn letztlich handle ich nur unbewusst. Nur wenn ich etwas Neues oder Ungewohntes tue, ist mir das bewusst. Sobald ich es jedoch kann, ist aus dem expliziten implizites Wissen geworden.

Aber zurück: Es ist unsinnig, wenn andere oder ich selbst mir erklären, wie ich handeln soll, bedeutet das doch, dass von mir verlangt wird, meine immanenten Impulse zu unterdrücken, mein Selbst zu verleugnen und anders zu sein, als ich bin.

Kants kategorischer Imperativ ist angesichts dieser Überlegung scheinbar unverständlich, weil er von mir etwas verlangt, was im Widerspruch zu meinen eigenen Bedürfnissen steht. Aus wissenschaftlicher Sicht ist meine Art leben zu wollen nichts anderes als ein Bewusstseinskorrelat des Vermächtnisses meiner Vorfahren.

Doch wir, also auch ich, entwickle mich noch, sind wir doch die Spitze eine evolutionären Entwicklung. Also sollten wir damit beginnen aufzuhören, ständig zu beklagen, was vermeintlich falsch läuft und alles schwarz zu malen. Die Menschheit entstand ja auch nicht von jetzt auf gleich, sondern ist die Folge einer langen Kette von evolutionären Schritten, wobei reichlich Stolperschritte dabei sind.

Das bedeutet, dass sich die Menschheit in dem einzelnen Menschen ständig umbaut und verändert, das Alte zerstört und durch Neues ersetzt, was zu jeder Menge Konflikten zwischen Generationen aber auch Nationen führt. Evolution ist tatsächlich eine beständige Selbstüberwindung.

Dieser Prozess läuft nicht etwa so still nebenher, sondern es ist uns ja gerade bewusst, wenn wir etwas anderes als bisher tun wollen, also etwas anders als die Generationen vor uns machen oder sehen wollen. Bewusstsein ist ein Phänomen der Evolutionszone, des Entwicklungslabors!

Das Dumme ist nur, dass es kein vorgegebenes Ziel der Evolution gibt. Sicher kann das keine moralische oder ethische Überlegung sein, wenn auch Moral und Ethik die Pflastersteine auf unserem Weg sind, die uns gut laufen lassen. Das Leben ist wie das Motorradfahren: Das Ziel ist vollkommen unbedeutend, es kommt alleine darauf an, den Augenblick stimmig vorzubereiten, dann wird er auch stimmig. Denn fahre ich noch bewusst, kann ich es noch nicht.

Bei Bienen ist Nationalismus selbstverständlich. Verirrt sich eine Arbeitsbiene zu einem fremden Volk, wird sie sofort getötet. Bei uns Menschen scheint es so zu sein, dass wir beginnen, unseren Egoismus zumindest zu erkennen und mit der Zeit auch festzustellen, dass Nationalismus Unsinn ist, einfach nicht sinnvoll. Eine globale Wirtschaft kann in einem nationalistischen Umfeld nicht gut funktionieren.

Insoweit, bezogen auf die Weltwirtschaft, ist der definitiv noch vorhandene Egoismus gar nicht so schlecht, macht es doch für den Einzelnen erfahrbar Sinn, sich vom Nationalismus zu verabschieden, damit es ihm selbst besser geht.

Interessanterweise hat das erstaunlich viel mit der Erfahrung auf dem Motorrad zu tun. Dort erlebe ich ja unmittelbar, dass ich die nun einmal bestehenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten nicht ignorieren darf, soll es mir beim Fahren gut gehen. Und das betrifft die Erfahrungen der klassischen wie der modernen Physik.

Eine perfekte Metapher für das alltägliche Leben.