Oft wird gedanklich ausgeblendet oder schlicht ignoriert, dass alles, was existiert, aus Materie besteht – die es irgendwie aber überhaupt nicht gibt, jedenfalls nicht so, wie bisher gedacht wurde. Materie ist mehr als das Zusammenspiel aus Quantenphänomenen und jeder Menge Energie. Nur was ist es dann?

Eine der damit einhergehenden gedanklichen Herausforderungen für viele ist, dass nicht nur die mentale Betätigung des Menschen darauf beruht, sondern tatsächlich alles Leben – und eben nicht nur Technisches. Offensichtlich ist das schwer zu akzeptieren, wenn auch nicht ernsthaft zu bestreiten.

Es ist nun einmal so, dass auch mein Gehirn wie das anderer Lebewesen aus Atomen besteht – und aus nichts sonst. Und die funktionieren nun einmal nach quantenphysikalischen Gesetzmäßigkeiten. Was jedoch nicht bedeutet, dass diese Gesetzmäßigkeiten die Funktion des Gehirns erklären könnten, sie können es allenfalls beschreiben.

Als erstes muss ich die Phänomene erfassen und einigermaßen verstehen, die die Quantenphysik beschreibt. Dann beschäftige ich mich damit, wie sich das in meinem Leben auswirkt – und nicht nur könnte. Dann kann ich darauf (m)eine Philosophie aufbauen. Ich darf mich dabei nur nicht sofort der Zensur des angenommen (!!) Stimmigen und Nachvollziehbaren unterwerfen, wie Anton Zeilinger es formuliert hat: „Man kann Ideen haben, die Begründung aber kann vollkommen hanebüchen sein, vollkommen falsch, aber die Idee kann richtig sein.

Das funktioniert, so Zeilinger, oft besser als der logische Verstand. Ich darf mich nicht davon beirren lassen, dass sich manche Ideen als Eintagsfliegen entpuppen. So, denke ich, ist es wohl auch mit manchen meiner Gedanken. Nur eins darf dann nicht vergessen werden: Das Ganze zum Schluss in saubere, logische und wie man so sagt, trockene Tücher zu bringen, will ich mich nicht im Mystizismus verheddern.

Wie die Tatsache, dass ich ein Aspekt des Kosmos bin. Das ist erst einmal nur ein Gedanke. Doch es ist für mich absolut logisch und vor allem herleitbar – wenn auch nicht erklärbar – weswegen es für mich keine Eintagsfliege ist. Also müssen auch die Gesetzmäßigkeiten des Kosmos in mir selbst aktiv sein. Doch um mich nicht im Mystizismus zu verlieren, suche ich nach stimmigen und logischen Beschreibungen. Dabei bin ich mir bewusst, dass Begriffe nie die Wirklichkeit sind, ich sie aber brauche, um darüber sprechen zu können.

Dass ich mich nicht in den Mystizismus verlieren will, bedeutet jedoch nicht, dass ich die Tür zur Mystik geschlossen halten würde, ganz im Gegenteil. Mystisches Denken ist sozusagen der Hintergrund, vor dem sich im Vordergrund das rationale Denken abspielt. Für mich jedenfalls sind Mystik und Rationalität ein gutes Team. In meiner Vorstellung tanzen sie den Lebenstango miteinander.

Das „Problem“, das es für mich zu überwinden gilt, das ist, dass mein Denken bisher den Strukturen der klassischen Physik und der durch sie geprägten Philosophie folgt; nicht aber der modernen, „aktuellen“ Physik und was die an neuen Erkenntnissen mitbringt. Leider fehlt hier auch noch die entsprechende Philosophie. Vielleicht kann mir dabei Ch’an eine Hilfe sein? Ch’an und Quantenphysik haben ja offensichtlich so ziemlich die gleichen oder gar die selben Ansichten.

Das alles könnte sehr einfach sein, ich bräuchte nur einen anderen Weltbild- und Philosophiechip einzusetzen und den alten auf den Sondermüll zu entsorgen. Dabei beziehe ich mich bei meinen Überlegungen bewusst auf Quantenmechanik, zumindest starte ich dort.

Da scheint es mir am ehesten zu gelingen, wie Hannah Arendt es nannte, ohne Geländer zu denken, also keiner Denkschule, keiner Ideologie oder politischen Ausrichtung verpflichtet zu sein – und trotzdem Halt und Orientierung in der Wirklichkeit zu finden.

Und wie Hannah Arendt möchte ich dabei immer wieder das bereits Gedachte überdenken, also von vorne anfangen zu denken.