Weg der Wirklichkeit

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Sehen, was ist

Die Welt Orwells oder die Welt Huxleys? Ich hatte das schon einmal thematisiert. Beide prophezeien eine schreckliche Welt, doch die Gründe dafür sehen sie sehr unterschiedlich. Der eine sieht den Grund für den Niedergang der Menschheit in der Machtausübung einiger, der andere sieht es in der Verführbarkeit der Menschen.

Ich bin da für die Verführbarkeit, denn die kann ich sofort beenden, die Macht aber nicht, die ein anderer über mich hat. Ich bin immer für das, was ich selbst in der Hand habe zu ändern. Und schaue ich mir unsere Konsumwelt an, dann bin ich definitiv für die Verführbarkeit. Ob das wo anders anders ist, kann ich nicht sagen, für uns hier in Europa ist es aber so. Meine Ansicht.

Was ich damit sagen will: Sind wir uns überhaupt bewusst, in welcher Welt wir tatsächlich leben? Denn das ist nicht die Welt, wie sie uns zu sein erscheint, und auch nicht, wie wir glauben und denken, wie sie ist, sondern wie sie wirklich ist.

Gilt es das nicht erst einmal herauszufinden?

Bedeutung und Information

Das Leben scheint – oder ist ganz offensichtlich – nicht das Ergebnis von Planung, sondern weil es einfach funktioniert hat und auch noch immer tut. Erst einmal nicht so einfach zu verstehen.

Strukturen und Prozesse sind nicht dazu da, damit die Organismen überleben und sich fortpflanzen. Es ist umgekehrt: Sie überleben und pflanzen sich vielmehr deshalb fort, weil es sich ergeben hat, dass diese Strukturen, die zufälligerweise überleben und sich reproduzieren, entstanden sind. Die lebenden Organismen pflanzen sich deshalb fort und bevölkern die Erde, weil sie funktional angepasst sind.

Eine Feststellung des Quantenphysikers Carlo Rovelli in seinem Buch Helgoland: Wie die Quantentheorie unsere Welt verändert. Nur wie funktioniert das Leben dann? Wir Lebewesen sind in der Lage, den Informationen zwischen innen und außen Bedeutung zu verleihen, eine Korrelation darin zu sehen. Woher sollte ich sonst wissen, dass ich einem auf mich zukommenden Auto ausweichen sollte, es sei denn es ist das Spielzeugauto meines Enkels und fliegt auch nicht in Richtung meines Kopfes!

Es ist also nicht die Information als solche, die für mich wichtig ist, sondern die, die eine Korrelation zwischen mir und dem Ereignis herstellt, über das die Information „spricht“. Nur was ist mit der „Information“, die keine solche Korrelation herstellt? Nur geeignet für Ängste? Muss ich darüber nachdenken.

Was „Bedeutung“ für mich hat, kann sehr unterschiedlich sein. Ein Gedicht oder ein Song aus den 68ern hat keine Bedeutung für mein Überleben, ist nur „Just For Fun“. Wir reden also auch von „Bedeutung“ in Zusammenhängen, die für das Überleben nicht unmittelbar relevant sind.

Auch wenn nicht alles eine unmittelbar relevante Information ist, hat es sich offensichtlich doch aus etwas heraus entwickelt, das physikalische (!) Wurzeln hat. Sind Information und ihre Bedeutung das gedankliche Bindeglied zwischen den vermeintlich verschiedenen Welten von Physik und Geist? In der Welt der Physik hat scheinbar nichts eine Bedeutung, ist alles reine Information, in der Welt des Geistes hingegen tritt die Bedeutung in den Vordergrund.

Ganz offensichtlich ist es so, dass jede beliebige Korrelation, die zur unmittelbar relevanten Information beiträgt, ebenfalls rekursiv von Bedeutung ist. Früher habe ich mich immer gefragt, wieso sich Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser verbinden konnte , heute frage ich mich, dass es ganz einfach nutzbar war, denn das Wasser konnte das Leben nutzen. Die Entstehung von Wasser ist ein fraglos physikalischer Prozess, der extrem relevant für das Leben ist.

Daraus ziehe ich für mich den Schluss, dass Materie keine Sache an sich ist, sondern die Korrelation hinzukommen muss, dass Wasser- und Sauerstoff eine Bedeutung haben. Wenn ich in unseren Garten schaue sehe ich auch keine Dinge, sondern nur ein Netzt von Beziehungen, bedingt durch Informationen, die Korrelationen herstellen; ein Beziehungsnetz, in dem auch ich existiere. 

Daher muss eine Theorie über die Welt auch die Frage beantworten, wie ich oder jemand anderes auf diese Theorie kommen kann. Diesem Kriterium wird allein die Vorstellung gerecht, wenn ich als den Stoff, aus dem die Dinge bestehen, Wechselwirkung und Korrelation erkenne.

Bedenke ich darüberhinaus, dass alles nur in einer Beziehung Eigenschaften hat, dann ist offensichtlich, dass das das Eigentliche ist – Beziehung, Information und Bedeutung.

Informationen

Informationen sind alles andere als neutral. Sie verändern den ‚Empfänger‘ unmittelbar. Und genau deswegen ‚funktionieren‘ auch Heisenbergs Matrizen, was ein Physiker vielleicht anders formulieren würde. Er würde wohl sagen, dass es auf die Reihenfolge der Informationsgewinnung ankommt.

Woraus zu schließen ist, dass die Zukunft nicht durch die Vergangenheit bestimmt ist, die Welt ist definitiv probabilistisch. Auf Deutsch: Nichts ist definierbar. Das ist noch schlimmer als die Sache mit der Wahrscheinlichkeit. Stellen Sie sich vor, man sagt mir, ich bekomme gleich (netten) Besuch, der immer Bier trinkt. Und dann bekomme ich die Information, dass wir kein Bier mehr zu Hause haben.

Und jetzt stellen Sie sich einmal vor, ich bekomme erst die Information, dass wir kein Bier mehr haben und dann die Information, dass der biertrinkende Besuch kommt. Spontan würde ich sagen, dass das für mich keinen Unterscheid macht. Aber wenn ich so nachdenke, freue ich mich in diesem Fall vielleicht weniger über den Besuch, weil ich in Gedanken damit beschäftigt bin, wo ich das Bier herbekomme.

Das sagt die Heisenbergsche Unschärferelation aus. Und die gilt immer, auch wenn wir es in der Regel nicht wahrnehmen. Es ist die Aussage der Quantenphysik, dass zwei komplementäre Eigenschaften eines Teilchens nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmbar sind.

Was im Alltag keine Rolle spielt, wir sehen nur ungefähr, aber nicht genau. Sie wie mein Enkel viel mehr Details erkennen kann als ich. Dass ich aber aus Molekülen und die wiederum aus Atomen zusammengesetzt bin, dass sieht auch er nicht. Doch will ich versuchen, mich zu verstehen, muss ich wissen, wie ‚meine’ Atome funktionieren.

Denn ich kann nicht anders funktionieren als sie, auch wenn das Ganze mehr ist als seine Teile. Was aber nicht der der Funktion liegt, das bedingt ‚nur‘ die Komplexität. Doch ‚funktionieren‘ kann ich nur wie meine Atome. Es gelten die identischen Gesetzmäßigkeiten.

Das bedeutet für mich, dass die Zukunft nicht durch die Gegenwart bestimmt wird und dass physikalische Gegenstände nur in Bezug auf andere physikalische Gegenstände Eigenschaften haben und dass es diese Eigenschaften nur gibt, wenn die Gegenstände miteinander wechselwirken. Und unterschiedliche Perspektiven können nicht aufeinandertreffen , ohne widersprüchlich zu wirken. Aber sie sind es nicht.

Daher sollten wir das, was wir für gewöhnlich für wirklich halten, immer nur als Approximation verstehen, also eine Annäherung; aber nie behaupten, wir wüssten, was Sache wäre. Das können wir nämlich nicht wissen, wir sehen die Welt ja nur wie jemand, der die Dinge nicht genau sehen kann.

Wollen wir wirklich ‚sehen‘, müssen wir uns in die Welt der gedanklichen Vorstellungen begeben. Schwierig ist, diese ‚Information’ mit der Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Aber, wie das eben Informationen so an sich haben, verändern uns solche Informationen. Und genau deswegen negieren wir sie vielfach lieber, also uns damit auseinander zu setzen.

Erkennen, was wirklich ist

Die Natur weiß sehr genau, was „sie“ tun muss, damit sich das Ganze – und wirklich das Ganze – bei den jeweiligen Rahmenbedingungen optimal entwickelt.

Es ist müßig sich zu fragen, wieso sie das kann, sie kann es ganz einfach. Diese intuitive Fähigkeit oder dieses Wissen ist den Menschen vielfach verloren gegangen oder mit etwas anderem überlagert und verdrängt.

Daher geht es darum, zu diesem ursprünglichen Zustand zurückzufinden. Wahrscheinlich geht es dabei schlicht um das eigene Leben und das Überleben der Gesellschaft. Nicht mehr und nicht weniger.

Da ich selbst ja ein Aspekt des Kosmos bin, ja sein muss, brauche ich nicht nach außen zu schauen, sondern muss nach innen schauen – was wesentlich herausfordernder ist.

Zu erkennen, was mich ausmacht, ist nicht so einfach, bedeutet es doch Selbstverständlichkeiten und kulturellen Gewohnheiten auf den Grund zu gehen, all den Dingen, die ich eben mache, aber nicht wirklich weiß, weshalb ich sie mache.

Das bedeutet herauszufinden, wie und weshalb ich sie gedacht habe. Waren es „ganz einfach“ nur naturalistische Fehlschlüsse im Denken, das Vertauschen von Wert und Fakten, wie fragmentiertes Denken?

Wenn dem so ist, dann wird es Zeit, mich um meine eigenen Denkstrukturen zu kümmern. Und was, wenn auch das kollektive Denken von unzutreffenden Annahmen ausgeht, ganz einfach, da unser Weltbild unzutreffend, weil unvollständig ist?

Von 42 weiter zu 137

Früher fand ich die Welt ziemlich mysteriös oder auch magisch bis schlicht unverständlich, was ich immer mit 42 auszudrücken suchte. „42“ ist die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest aus dem Buch Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams.

Das wiederum brachte mich letztlich zu „137“, einer Zahl, die keine Zahl ist, sondern ein Wert, der schon manche Quantenphysiker zur Verzweiflung gebracht hat. Wolfgang Pauli und C. G. Jung haben in ihrem Buch 137 versucht, diesem Wert – es ist ja nicht einfach nur eine Zahl – auf den Grund zu gehen – eine mystische Reise in das Grenzgebiet zwischen Physik und Psychologie.

Ich verstehe das so: Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht erklären können, sondern nur erleben und beschreiben. So wie 137 eine exakte Beschreibung ist, die zwar erlebbar ist (wenn auch nicht bewusst) – aber keine Erklärung ist. Das ist eines der Dinge, beileibe aber nicht das Einzige, woran man sehen kann, dass das Tor zur Matrix sperrangelweit offen steht – und wir nicht einmal hindurchgehen müssen (genau wie bei dem torlosen Tor des Zen!), weil wir ja schon längst hindurchgegangen sind – denn wir existieren ja!

Ich finde es wichtig, endlich die Differenzierung zwischen lebendig und nicht lebendig aufzugeben, denn Quantenphysik (und nicht zu vergessen die Relativitätstheorie) betrifft alles Existierende gleichermaßen. So kann ich die (scheinbar) nicht lebendige Luft nicht von mir trennen, nur differenzieren. Denn Luft ist sicher als ein Aspekt des Lebendigen zu bezeichnen, denn ohne Luft wäre ich ziemlich schnell unlebendig. Also gehört sie fraglos zu meinem Lebendigsein.

Und ohne festen Boden unter den Füßen und eine Erdkugel, auf der ich durch das All fliegen kann, gäbe es mich auch nicht. Also eine willkürliche Fragmentierung, die es wohl nur gibt, damit wir Menschen uns einbilden können, etwas Besonderes und Erhabenes zu sein. Das sind wir sicher, also besonders, nur erhaben sind wir deswegen noch lange nicht.

In der Metapher 137 steckt aber noch mehr. In der Physik ist 137 nicht nur eine Zahl, sondern auch etwas – was auch immer. Ist das ein freundlicher Hinweis der Natur darauf, dass wir Menschen endlich aufhören sollten, alles in Begriffe packen zu wollen und uns statt dessen endlich einmal auf die Mystik einlassen sollten, dabei aber auch unser konkretes Wissen nicht ignorieren dürfen?

Weltbilder

Der größte Teil meiner bisherigen Vorstellungen bestand aus Konventionen, die ich schon als kleines Kind durch Kommunikation mit meinen Eltern lernte. Andererseits hinterlässt jede Handlung eine neue Datenspur in meinem Geist, die wiederum meinen Blick auf meine (!) Welt prägt.

Denn „wir sind von dieser Welt und nicht bloß in dieser Welt; wir sind selbst Erscheinungen, da wir ankommen und fortgehen, erscheinen und verschwinden“ – wie Hannah Arendt sagt. Dabei mache ich es mir einfach: Ich gehe von dem aus, was wir heute schon wissen und was ich selbst verstanden zu haben denke. Keine Sorge, das ist spooky genug. Für viele klingen die Feststellungen der Quantenphysik eher nach Sciencefiction als nach einer Beschreibung der Wirklichkeit. Hier die wesentlichen Aussagen der Quantenphysik:

  • Die Newton’sche Trennung von Subjekt und Objekt ist nicht mehr aufrecht zu erhalten.
  • Elementarteilchen existieren, solange sie unbeobachtet sind, weder als Welle noch als Teilchen, sondern als etwas anderes. Wahrscheinlich erscheinen sie erst im Moment der Messung.
  • Was gemessen wird, erscheint klar und definierbar, alles andere aber nicht.
  • Die Wirklichkeit ist nicht eindeutig bestimmt, sondern kohärent, erst das Sicht- und Erfahrbare ist dekohärent – oder erscheint so zu sein.
  • Eine Entweder-Oder Kausalität gibt es nicht, sondern nur eine Sowohl-als-Auch Kausalität. Nichts ist wirklich eindeutig.
  • Zwei Teilchen (wenn man in der Auffassung von „Teilchen“ aus der klassischen Physik denkt), die am gleichen Ort und zur gleichen Zeit entstanden sind, können auf Dauer miteinander verbunden sein, d.h. trotz großer lokaler Distanz ein zusammenhängendes quantenphysikalisches System bilden (Verschränkung).
  • Quantenmechanik erzählt uns einiges über Systeme und Gemeinschaften. Etwa, dass das einzelne Quantenteilchen absolut keinen Plan hat, es reagiert absolut zufällig, ohne eine klare Ursache. Eine ‚Meinung’ entwickelt es erst in der Beziehung zu anderen.
  • Einen objektiven Beobachter, der außerhalb des Geschehens steht, gibt es nicht. Die subjektive Beobachtung verändert die Welt nicht nur, sondern ist für sie konstitutiv.
  • In informationstheoretischen Rekonstruktionen der Quantenmechanik hat Information den Status einer physikalischen Fundamentalgröße.

Das erfordert ein gewaltiges Umdenken. Aber wie sagte doch Anton Zeilinger? „Einstein hat gemeint, die Welt kann nicht so verrückt sein (wie es die Quantenphysik darstellt). Heute wissen wir: Sie ist so verrückt!“ Obwohl, eigentlich ist es genau umgekehrt: Wir sind verrückt, wenn wir nicht endlich davon ausgehen.

Quantenphysik ist etwas für den Verstand, es vermittelt mir Fakten, jedoch keine Philosophie über die Welt, kein Weltbild. Da muss ich dann selber ran, wobei ich mich da am liebsten an Nagarjuna und einigen Ch’an-Menschen orientiere. Die sagen solche Sachen, bei denen auch ein Quantenphysiker mit dem Kopf nicken würde:

„Niemals und nirgends
entsteht eine Erscheinung
aus sich heraus, aus anderem,
aus beidem oder ohne Ursache.“

So wie Nagarjuna zu denken, darin liegt eine besondere Qualität des Denkens. Nagarjuna will uns wegführen von der üblichen einfachen Denkweise, die immer nur vom Entweder-Oder, Schwarz-oder-Weiß ausgeht. Es ist eben zu einfach zu denken, dass entweder etwas aus einer Ursache entsteht oder eben nicht. Stattdessen möchte er uns eine andere, uns noch nicht geläufige Denkwege zeigen, damit wir das „abhängige Entstehen“, die relativistische Vernetzung alles Existierenden verstehen lernen. Und genau so will ich denken können.

Wahrnehmung ist Interpretation

Was ich beobachte und wahrnehme, sind ja nichts anderes als Interpretationen aufgrund mentaler Theorien. Einstein hat das sehr gut ausgedrückt: „Vom prinzipiellen Standpunkt aus betrachtet ist es ganz falsch, eine Theorie nur auf beobachtbare Größen gründen zu wollen. Denn es ist ja in Wirklichkeit umgekehrt. Erst die Theorie entscheidet darüber, was man beobachten kann.“ Ich merke das immer bei meinem Enkel mit seinen 6 Jahren. Er „lernt“, die Welt zu sehen, indem er Theorien darüber bildet. Nur: Stimmt die Theorie nicht, stimmt auch seine Wahrnehmung nicht.

Ich kann mich also nur dann aus meinem bisherigen Weltbild lösen, wenn ich eine Theorie finde, die mich erkennen und wahrnehmen lässt, was tatsächlich ist; denn erst die in meinem Geist vorhandenen Vorstellungen und Ideen bestimmen und ermöglichen eine korrekte Interpretation meiner Sinneseindrücke. 

Mein inneres, mentales Weltbild ermöglicht mir die Phänomene, die ich wahrnehme, in einer bestimmten Art und Weise zu interpretieren – mit anderen Worten, meine Wahrnehmungen so zu organisieren, dass ich mich darin ‚zurechtfinde‘. Dementsprechend gilt: Stelle ich mich auf den Standpunkt einer Atomtheorie mit Atomen und Elektronen als Partikel, dann werde ich Atome und Elektronen beobachten (sofern ich über die entsprechenden Geräte verfüge). Stelle ich mich auf den Standpunkt einer Theorie, die die Materie ohne Teilchen beschreibt, werde ich Entsprechendes beobachten können – sofern meine Theorie stimmig ist.

Das ist das eigentliche Problem: Die bisherigen Theorien über Materie, Licht und etc. waren stimmig – nur eben nicht vollständig. Sie klammerten das nicht Offensichtliche, das Innere aus; sowohl bei der Materie wie auch bei uns Menschen. Der Nutzeffekt dieses Wissens ist offensichtlich, ich brauche mir nur zu vergegenwärtigen, was wir damit alles an neuen Erfindungen haben und nutzen können. Aber auch wir Menschen könnten uns viel effektiver verhalten, wenn wir wüssten, wie wir uns ideal organisieren.

Das, was ich im „Schauspiel des Lebens“ beobachte, ist abhängig von den eigenen geistigen Vorstellungen, die wiederum selbst das Ergebnis vorheriger Interpretationen sind. Aber nicht nur das, auch was ich machen kann, ist anhängig von meinen inneren Vorstellungen. Insofern sind meine Vorstellungen und Ideen die besten Beweise für die Existenz eines nicht materiellen Geistes. Nur muss ich das immer wieder validieren, um nicht im Mystizismus zu landen.

Anders als gedacht

Uns fehlt die Sprache, wie Hans-Peter Dürr sagt, um zu beschreiben, was wir erleben, weil wir mit der Sprache und ihren Begriffen in der Regel am eigenen Denk-Horizont eines Dings bleiben, das Ding selbst aber können wir dann nicht sehen. Damit bleiben wir in der Welt der klassischen Physik gefangen, die uns die Dinge vermeintlich erklärt.

Das ist die eigentliche Herausforderung, herauszufinden, was Wirkich ist. Dabei beschäftige ich mich nicht vorrangig mit anderen Dingen als mich selbst, sondern wie ich überhaupt bin. Letztlich ist das ein Vorgriff auf das Ende meiner Überlegungen, nämlich der Feststellung, dass es konkrete Dinge tatsächlich nicht gibt, nur Prozesse.

Mich nur für mich zu interessieren ist kein Problem, denn verstehe ich mich besser, verstehe ich auch mein Gegenüber besser. Wobei „verstehen“ schon wieder ein schwieriger Begriff ist. Mich zu verstehen heißt ja nicht, dass ich wüsste, was ich da an Inhalten organisiere, nur wie ich mich organisiere, das weiß ich dann besser. Ich weiß dann zwar nicht, was ich in den Schrank legen werde, aber ich weiß dann, wie und wo ich es in den Schrank legen werde – sofern es etwas aufzuräumen gibt.

Seit über 100 Jahren wissen wir definitiv, dass unsere Annahmen über Wirklichkeit unvollständig sind. Es kratzt zwar ordentlich an meinem Ego, aber ich bestehe ja auch nur aus Atomen, so wie die Tasse vor mir. Ich bin zwar ganz anders organisiert, aber das, was wir mittlerweile über Materie wissen, das gilt auch für mich. Ich bin ja wie alles andere nur eine Organisation von Atomen. Und da ist auch kein wie immer geartetes „Ich“, nur ein sprachliches ich.

Daher will ich all das Wissen, über das wir verfügen, umsetzen wie anwenden können und ganz selbstverständlich darüber sprechen.

Schlussbemerkung

Wer mich ein bisschen näher kennt, der weiß, wie sehr mein bisheriges Leben von der Frage geprägt ist, was das sogenannte Dritte Reich hat möglich werden lassen, beziehungsweise, was die Menschen damals gedacht haben, dass sie derart unvorstellbar grausige Dinge zu tun in der Lage waren. Nur waren das keine Monster, sondern ganz normale Menschen.

Wenn das jedoch so ist, dass das Menschen waren, die nicht von Natur aus böse waren, sondern böse wurden, dann stellt sich zum einen die Frage, was sie so werden ließ, was sie also gedacht haben müssen, zum anderen bedeutet das auch, dass das dann heute jedem jederzeit auch passieren kann – wenn die Umstände eine entsprechende Gemengelage bilden.

Ich habe lange als Rechtsanwalt gearbeitet und war auch in der Politik, von daher weiß ich aus eigener Erfahrung, zu was Menschen fähig sind, Dinge zu tun, die sie „eigentlich“ nicht machen wollten. Und trotzdem haben sie es getan.

Gerade habe ich eine Besprechung des Buches „Erfolgsfaktor Zufall: Wie wir Ungewissheit und unerwartete Ereignisse für uns nutzen können“ von Christian Busch gelesen, in der ich mehr über den Begriff „Serendipität“ erfahren haben. Unter Serendipität wird das Stolpern über eine Sache verstanden, nach der man nicht gesucht hat – die aber ein ganz anderes Problem auf überraschende Weise löst.

Und genau das hat mich die ganze Zeit umgetrieben, ich wurde das Gefühl nicht los, dass das Wissen um die Gesetzmäßigkeiten in der Natur, die mir mit der modernen Physik zunehmend bewusst wurden, eine Lösung für viele der aktuellen Probleme der Gesellschaft ganz allgemein ist.

Wenn ich nicht mehr fragmentiert denke, wenn ich sehe, dass alles mit allem verbunden, ja verschränkt ist, wenn ich weiß, dass ich durch die reine Wahrnehmung anderes beeinflusse … und so weiter – wenn ich mir dessen wirklich bewusst bin, würden mir dann noch die selben Denkfehler unterlaufen, die den Menschen in der NS-Zeit unterlaufen sind?

Ich kann es zwar nicht eindeutig beantworten, aber ich denke, dass das dann nicht mehr passieren wird. Es kommt ja sicher nicht von ungefähr, dass viele Quantenphysiker eine hohe Affinität zu Ch’an haben. Je mehr ich mich selbst auf Quantenphysik einlassen kann, umso mehr merke ich, wie sich meine grundlegende Haltung, vor allem den Menschen gegenüber, aber auch mein Haltung zu Tieren und letztlich zu allem verändert.

Quintessenz

Geschrieben habe ich den Text „Quintessenz“ nach den anderen Texten, aber er steht ganz vorne, denn im Grunde beginnt es damit.

Ich bin Natur wie das Universum oder die Fliege, die auf der Fensterscheibe krabbelt. Daher gelten auch für mich die identischen Prinzipien.

Selbstverständlich sehe ich anders aus als ein Stein und auch anders als ein Baum, aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Stein, die Fliege, der Baum und ich den identischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen sind, bestehen doch Stein, Fliege, Baum und Organismus aus identischen, wenn auch nicht unbedingt den gleichen Atomen.

Alle Atome folgen, so unterschiedlich sie sind, identischen Gesetzmäßigkeiten. Und nicht anderes ist es bei uns Menschen. Viele machen ja den gedanklichen Fehler zu glauben, ein anderer würde ganz anders denken als sie, was ja auch stimmt – aber nur inhaltlich. Die dem Gedachten zugrundeliegende Denkstruktur, also die Form des Denkens, ist dann auch verschieden, doch die Gesetzmäßigkeiten, die sind identisch.

Das „Problem“ ist, dass wir meist nur über Inhalte und vielleicht noch über die Form nachdenken, aber zu selten nach den Gesetzmäßigkeiten fragen. So recht Pen-hsien mit diesem Gedanken „Bieten euch nicht alle diese zahllosen Erscheinungen der Natur ein Tor zur Erleuchtung?“ hat, führt er einen doch schnell in die Irre, geht man den Phänomenen der Natur nicht wirklich auf den Grund.

Spreche ich über Moleküle oder Atome, dann weiß mein Gegenüber nie genau, was ich damit ausdrücken möchte. Sage ich zum Beispiel da fällt ein Apfel vom Baum, dann ist ds zwar verständlich, aber nicht richtig, denn er fällt nicht, sondern rollt das Gravitationsfeld hinunter. Spreche ich über eine Entität, lasse ich zwangsläufig etwas weg, denn ich nehme diese eine Sache aus ihrem Beziehungsgeflecht heraus und tue so, als wäre sie isoliert – was sie aber nicht ist.

Also spreche ich im Grunde nur über die Prinzipien, nicht über die Sache als solche, denn die gibt es nicht. Und genau das will ich hier tun. Dabei bediene ich mich der Erkenntnisse der Quantenphysik, denn die sind nun einmal nicht zu bestreiten. Jedenfalls tue ich mir leichter, von diesen Erkenntnissen weiter zu denken als gleich hineinzuspringen und bei Ch’an anzufangen. Führt zwar zu einem ziemlich identischen Ergebnis, ist aber erst einmal schwieriger zu akzeptieren – jedenfalls für mich.

Prozesshaftigkeit

Kommt etwas Neues hinzu oder fällt etwas weg, ändert sich der Prozess, unter Umständen gravierend.

Wie sagt doch Ikkyû Sôjun: Dieses Boot ist und ist nicht; wenn es sinkt, verschwindet beides. Ich kann das als Ausdruck der Prozesshaftigkeit verstehen, denn das Boot ist nie „so“, sondern in permanenter Veränderung begriffen.

Wenn etwas hergestellt ist, zerfällt es auch schon wieder. Kaizen greift das mit dem Prozess der permanenten Verbesserung auf. Doch das Zitat von Sôjun so zu verstehen ist wohl zu kurz gegriffen beziehungsweise gedacht.

Mich erinnert das sehr an die Frage von Einstein, ob der Mond noch da wäre, wenn keiner hinschaut. Tatsächlich wäre der Mond nicht da, wenn er nicht in Beziehung mit etwas anderem stehen würde. Das ergibt sich aus dem Doppelspaltversuch. Wird das, was da ist, nicht gemessen, ist da nichts. Schrödinger hat das indirekt mit seiner berühmten Katze demonstriert.

Also wir können beruhigt sein, das Boot wird scheinbar da sein, denn es steht ja zu zumindest in Beziehung zu dem Wasser. Doch die Tatsache, dass es nicht mehr existiert, wenn es nicht in Beziehung zu etwas anderem steht, das ist die eigentliche Frage von Einstein und vielleicht auch die Ansicht von Sôjun. Ich vermute es mal.

Denn die Dinge existieren nur, wenn sie in Beziehung zu etwas stehen. Warum findet der eine mein Motorrad toll, der andere nicht? Ganz klar, andere Beziehung! Also sollte ich Beziehung als das ansehen, was es ist: Das Wesentliche und Eigentliche. Vertrackt komplex wird es, wenn ich das Boot als Prozess denke, und nicht als etwas Eigenständiges.

Würde es an meinem Motorrad etwas ändern, wenn ich es besser pflegen würde? Natürlich denkt mein Motorrad nicht, aber auch es besteht, so Hans-Peter Dürr, aus geronnenem Geist. Vielleicht sollte ich auch mit meinen Sachen respektvoller umgehen – und nicht nur mit Menschen. Was passiert, wenn ich mein Motorrad nicht als eine Sache ansehe, sondern als Teil eines Lebensprozesses, der ja etwas mit mir zu tun hat?

Besagt nicht die Gaia-Hypothese, dass die Erde und ihre Biosphäre wie ein Lebewesen betrachtet werden könne, da die Biosphäre – die Gesamtheit aller Organismen – Bedingungen schafft und erhält, die nicht nur Leben, sondern auch eine Evolution komplexerer Organismen ermöglichen?

Und nichts anderes haben auch die Quantenphysiker erkannt. Denn die Prozesshaftigkeit der Erde besagt, dass auch hinter (scheinbar) lebloser Materie Geist steht. Vielleicht hat das auch Tilopa gemeint, als er sagte „Wenn zugleich der Geist den Geist erblickt, vernichtet man alle Unterscheidungen und erreicht Buddhaschaft.“ Wer weiß? Aber es ist schon eine Herausforderung, zumindest noch für mich, so zu denken.

 

Umdeutung von Begriffen

Warum erscheint den Mathematikern die Mathematik so schön und elegant, ja geradezu perfekt? Ganz einfach, sie rechnen eben nicht nur das kleine und das große Ein-Mal-Eins rauf und runter, sondern auch reine Mathematik.

Reine Mathematik ist das Studium mathematischer Konzepte, unabhängig von Anwendungen außerhalb der Mathematik. Aber von vorne. Begonnen hat es – ich mache jetzt einen Sprung mitten hinein – zum Ende des 18. Jahrhunderts, als die Welt noch mit den mechanischen Regeln der Physik erklärbar erschien, auch wenn schon einige Unstimmigkeiten festgestellt worden waren.

Es waren die Erkenntnisse über Elektrizität und Optik, die den Stein der Wissenschaft wieder ins Rollen brachte, nur eben in eine neue, bisher nicht bekannte Richtung. Die „Elektriker“ Michael Faraday, James Clerk Maxwell und Heinrich Hertz waren Vorreiter für eine andere Art des Denkens, dachten sie sich doch Gesetze für die „Wandlungen des elektromagnetischen Feldes“ aus.

Es war dieser Wandel zum Feldbegriff, der sich auch in dem Übergang von Newtons Gravitationsgesetz zu Einsteins Relativitätstheorie wiederfindet. Heute wissen wir, dass das nur der Anfang von viel weitreichenderen Erkenntnissen war. Die Erkenntnis war, dass es keine eindeutigen Aussagen über die Bewegung von Körpern geben kann, sondern es immer darauf ankommt, wer etwas beobachtet und wo es sich befindet.

Dass etwas relativ ist, bedeutet ja nicht, dass es beliebig wäre, sondern eben nur relativ. Beachtet man dabei nicht, über welches Phänomen man spricht, kommt man schnell durcheinander. Schallwellen und Lichtwellen breitet sich beide aus, doch Schallwellen brauchen dazu ein ganz anderes Medium, denn den Schall als solchen gibt es ja nicht, nur angestoßene Luftmoleküle.

Ganz anders beim Licht, das aus Photonen besteht und auch eine feste Ausbreitungsgeschwindigkeit hat. Lichtwellen verhalten sich anders, sie brauchen kein anderes Medium, um sich auszubreiten, auch wenn sie als Wellen auftreten oder erscheinen. Sie brauchen „nur“ ein anderes Feld.

Beides nennen wir „Wellen“, dabei sie sind etwas vollkommen Verschiedenes. Daher muss ich immer darauf achten, ob auch das Identische gemeint ist. Erschwert wird dies durch die Tatsache, das sich die Phänomene dieser Welt sprachlich scheinbar oder eben offensichtlich nur aus zwei Perspektiven betrachten lassen, der relativen und der absoluten, die aber beide ein und das selbe sind.

Der Streit war ja auch zwischen den Quantenphysikern entstanden. Manche meinten, man müsse eine neue Sprache „erfinden“, um Quantenphänomene korrekt kommunizieren zu können. Niels Bohr widersprach dem und meinte, das ginge auch mit unserer normalen Sprache. Das finde ich auch. Begriffe sind ja nichts anderes als gedankliche Platzhalter. Eben Felder!

Spreche ich von „etwas“, dann kann ich darüber sprechen, als wäre es eine klar definierte Sache – oder ich spreche darüber mit dem Verständnis, dass ich ja nur über eine Prozess innerhalb eines Feldes spreche. So kann ich über einen Regenbogen sprechen, mir dabei aber bewusst sein, dass es als solchen Regenbogen nicht gibt, nur eine Erscheinung.

Nicht anderes ist es bei mir selbst. Auch ich habe keine Selbstnatur, bin nur ein Prozess beziehungsweise ein Feld. In der Mathematik gelingt es so, mit Wahrscheinlichkeiten und nicht mit feststehenden Fakten zu rechnen. Warum nicht auch sonst?

Wirklichkeit und Information

Verschiedene Informationen sind nicht immer das Selbe und auch nicht das Gleiche. Die „normalen“ Informationen werden ganz gewöhnlich über Sprache kommuniziert. Es gibt jedoch eine ganz andere Art von Informationen, die nur intuitiv registriert und gesendet werden, wobei ich nicht weiß, ob intuitiv der treffende Begriff dafür ist.

Wenn ich mir beispielsweise mit einem Freund theoretisch überlege, wie ich mit dem Motorrad am besten eine Spitzkehre fahre, dann kommunizieren wir diese Informationen sehr bewusst und wenn er mich fragen würde „Was hast du gerade gesagt?“ würde ich es wiederholen können.

Habe ich diese Information dann eingeübt und kann sie intuitiv anwenden, hat sich die Information grundlegend geändert, sie wurde ein Teil von mir und ist in meinen Synapsen gespeichert, sie liegt also nicht mehr nur als theoretisches Wissen vor, es ist eine Quanteninformation geworden. 

Quanteninformationen sind eine ganz andere Art von Informationen, sie haben die Eigenschaft einer physikalischen Größe, weswegen sie auch so schwer zu kommunizieren sind. Mein implizites Wissen, wie ich mit dem Motorrad idealerweise um eine Kurve fahre, ist zu einer physikalischen Größe geworden, so wie mein Wissen darüber, was ich tun muss, um die Hand zu heben. Dass das üblicherweise als physiologische Größe angesehen wird, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch diese als physikalische Größe „gestartet“ ist. Nur Quanteninformationen werden zerstört, wenn sie sozusagen an das Tageslicht gezerrt werden, also bewusst gemacht werden sollen. Sobald ich sie zu kommunizieren suche, verändere ich sie. Allenfalls kann ich sie hinterher interpretieren, doch ich werde nie wissen, was da genau an Information gesendet oder empfangen wurde.

Doch sie sind da. Nur wie kann ich sie erkennen? Ganz einfach an dem, was sie bewirken. Die Inhalte meines Tuns kann ich ganz klar erkennen, aber nie ändern, denn sie sind ja das Ergebnis einer Form, etwa der Struktur meines Denkens. Darauf habe ich einen gewissen Einfluß, denn ich kann das reflektieren und dadurch durch Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten beeinflussen.

Erkenne ich etwas als unstimmig, kann ich das nicht sofort lassen, denn ich werde es sofort lassen. Etwas zu erkennen ist aber etwas anderes als es nur zu wissen. Die Frage ist nämlich, ob es von Dauer ist, ich es internalisiert habe. Erkenne ich beispielsweise, dass ich unaufmerksam bin, bin ich ja im selben Moment aufmerksam. Meine aktuelle Aufmerksamkeit ist ein Fakt. Doch ich organisiere mich nicht über Fakten, sondern über Wahrscheinlichkeiten, die ich nur in Felder beschreiben kann.

Bin ich – ein Idealfall – in absolut (!) jeder Situation freundlich, dann ist das zu diesem Fakt gehörende Feld etwas ganz anderes als Freundlichkeit, etwas, das meist schwer in Worte zu fassen ist – eine Haltung, die auf meinem individuellen Weltbild basiert. Eine andauernde Freundlichkeit basiert eventuell auf meinem Verständnis des Wesens des Anderen, dass er nämlich nur scheinbar von mir getrennt ist und dem Bewusstsein, dass es nichts gibt, was der Andere angreifen könnte, also das implizite Wissen, dass es kein „Ich“ gibt, dass es mich also als Substanz nicht gibt und ich daher auch nicht angegriffen werden kann.

Was nicht existiert, kann auch nicht angegriffen werden. Internalisierte Fakten und Felder wie meine Haltung spiegeln sich auch in meinem Denken und Geist wieder. Meines Denkens kann ich mir bewusst sein, nicht aber, was in meinem Geist vorgeht, dem sogenannten Denken durch NichtDenken, das nicht bewusst oder willentlich beeinflusst werden kann und das mir auch nur in der Stille offensichtlich werden kann.

Dabeihat es offensichtlich so, dass mein subjektives Denken durch seine Dominanz meinen Geist verdecken kann. Das bedeutet nicht, dass der Geist objektiv wäre, er ist weder objektiv noch subjektiv. Es ist meine innere Haltung, die den Geist in mir (und wohl nicht meinen Geist!) verdecken kann – oder nicht. Es liegt also an meiner inneren Haltung, welche Informationen ich aussende. Bewusst steuern kann ich das nur scheinbar.

So, wie mein eigener Organismus nur existieren kann, weil alle Zellen vernetzt sind und Informationen übereinander miteinander austauschen, so macht die Gesamtheit dieses Informationsflusses letztlich meine Haltung und damit meine Persönlichkeit aus, also meine „Wirklichkeit“.

Und mit der Wirklichkeit „da draußen“ ist es nicht anders. Alles ist mit allem vernetzt und interagiert über einen Informationsaustausch, den wir aber nicht bewusst wahrnehmen, sowenig, wie ich meine eigene interne Kommunikation wahrnehmen würde. Aber sie passiert, ständig.

Letztlich bringt mich das zu der Feststellung, dass Wirklichkeit und Information nur zwei Erscheinungsformen des Selben sind, so wie Energie und Materie. Oder Raum und Zeit.

Und was jetzt?

Früher war die Welt noch in Ordnung. Da war die Realität einfach wirklich. Also für mich. Sie war wie ein Haltegriff, wenn das Leben unruhig wurde, da wusste ich, woran ich mich orientieren konnte. Ja, da war die Welt in Ordnung. Mir war zwar klar, dass für jeden Wirklichkeit etwas anderes war, jeder die Welt ein wenig anders sah, auf seine Weise interpretierte.

Aber ich musste nur lange genug darüber nachdenken, dann kam ich schon drauf, wie es wirklich ist. Das dachte ich zumindest. Da ich offensichtlich sehr überzeugend argumentieren konnte, war die Welt für mich meist in Ordnung, also sie war so, wie ich eben dachte, dass sie wäre.

Das Dumme war nur, dass mir meine Familiengeschichte immer wieder in die Quere kam. „Eigentlich“ hätte ich das schon sehr früh merken müssen, denn mein Leben gestaltete sich alles andere als normal. Warum mich dann die Geburt meiner ersten Tochter vollkommen aus der Bahn warf und ich aus der Sicht vieler endlich wieder „normal“ wurde und Jura studierte, Anwalt wurde und einen Beruf ergriff, das kann ich beim besten Willen nicht sagen.

Aber „hinbekommen“ habe ich diese Art zu leben dann doch nicht und bin notgedrungen recht früh ausgestiegen, habe dann aber keinen rechten Fuß mehr in der „normalen“ Welt fassen können. Keine Ahnung, was mich umtrieb. In der Rückschau frage ich mich manchmal, ob das Leben wollte, dass ich was begriff. Keine Ahnung.

Wie dem auch sei, bevor ich Jura studierte, studierte ich 6 Semester Physik. Das bestand darin, dass wir ewige Diskussionen über Unendlichkeit führten. Ich begriff einfach nicht, wie es etwas Unendliches geben kann. Und an einen lieben Gott mit Rauschebart glauben, das konnte ich auch nicht. War mir offensichtlich zu einfach.

Mittlerweile bin ich wieder bei der Physik gelandet, genauer der Quantenphylosophie. Die grundlegenden Fragen sind für mich teilweise immer noch offen. Und die würde ich gerne beantworten können:

Wie kommt es zu dem, was existiert?
(How come existence?)
Warum gibt es Quanten?
(Why the quantum?)
Haben wir teil am Universum?
(A participatory universe?)
Was führt zur Bedeutung?
(What makes meaning?)
Das Seiende aus Informationen?
(It from bit?)

Das sind die Fragen, die John Archibald Wheeler formulierte, fünf grundlegende Fragen, die über die Physik hinausreichen. „Really big questions“, wie er sagte.

Die zweite Frage habe ich für mich beantwortet: Damit das Universum – und auch ich – existieren kann. Und weil nichts festgelegt ist, sondern alles eine Frage der Beziehung ist. (Was übrigens mit der fünften Frage korrespondiert.) Auch die dritte Frage habe ich für mich geklärt: Ich und das Universum können nur Eins sein. Und die fünfte Frage ist mir genauso klar, wenn ich sie auch nicht so richtig beantworten kann, jedenfalls nicht so, dass es verständlich wäre. Aber dass Information existenziell ist, das ist für mich so. Nu.r wie ich sie einsetzen kann, das ist mir noch nicht ganz klar.

Also früher stellte ich mir das Leben so ähnlich wie Zugfahren vor. Der Zug nimmt unbeirrt seinen Weg, nur ganz grobe Hindernisse können ihn zum Entgleisen bringen. Mit der Zeit wurde mir jedoch klar, dass das Leben nicht wie auf Schienen verläuft, eher so wie ein Auto. Da sollte ich schon immer wieder mal auf die Straße schauen, damit ich nicht im Graben lande. Aber wenn nichts Besonderes passiert, komme ich ohne großes Zutun dahin, wo ich hin will.

Mittlerweile ist mir aber bewusst geworden, dass das Leben völlig instabil ist. So wie eine Fahrt auf dem Motorrad. Sieht nur stabil aus. Und dafür muss ich viel tun, mich ständig im Flow-Modus bewegen. Da kann ich während des Fahrens nicht über etwas nachdenken wie im Auto. Wenn ich das mache, ist sehr schnell Schluss mit lustig. Ich muss jeden Moment dabei sein, sonst wird das nichts mit dem Motorrad fahren.

Was mich aber immer noch verwundert, das ist, weshalb es so ein tolles Gefühl ist, Motorrad zu fahren, ganz anders als mit dem Auto. Was macht da nur den Unterschied? Vielleicht ist das des Rätsels Lösung?

Logik, anders interpretiert

Die Logik Nagarjunas empfinden viele als paradox. Doch das ist sie nicht, sie ist einfach nur korrekt. Was sie leider tut, das ist, dem allgemeinen Weltbild zu widersprechen. Doch das tut die Quantenmechanik auch. Also sind beide nicht paradox, sondern korrekt. Ein Paradoxon ist ein Befund, eine Aussage oder Erscheinung, die dem allgemein Erwarteten, der herrschenden Meinung oder Ähnlichem auf unerwartete Weise zuwiderläuft oder beim üblichen Verständnis der betroffenen Gegenstände bzw. Begriffe zu einem Widerspruch führt.

Wird jedoch so gedacht, wie auch die moderne Physik „denkt“, dann ist da kein Widerspruch zu finden. Aber von vorne. Das Denken steht in Anführungszeichen, denn niemand kann falsch denken, nur von den falschen Annahmen oder mit einer unzutreffenden Logik denken. Nagarjuna gilt ja als Philosoph der Leere, über die hat er aber kaum etwas gesagt. Wie auch? Was nicht ist, darüber kann nicht viel gesagt werden. Leerheit ist weder ein Ding noch etwas Festes, auf das man ein Gedankengebäude stützen könnte. Und eine Vorstellung von etwas, das nicht existiert, ist ein Widerspruch in sich.

Was er also sagen will, ist, dass alles Veränderungen unterworfen ist und nichts aus sich selbst heraus existiert. Was wir gerade beobachten, ist immer nur ein Punkt in einem Netzwerk vieler komplexer Ursachen. Also der PC, auf dem ich gerade tippe, existiert nicht aus sich selbst heraus. Und ich auch nicht. Nur etwas Absolutes würde sich nicht verändern, weil es seine Existenz autonom garantieren könnte. Aber das kann nicht einmal die Erde.

Die Schwierigkeit, über die Dinge zu denken und zu sprechen, wie sie tatsächlich sind, liegt darin, dass wir sie in der Regel als etwas real Existierendes ansehen – was sie aber nicht sind. Da irrte wohl auch Platon. Und auch Kant lag mit seinem „Ding an sich“ falsch.

Nagarjuna suchte zu zeigen, dass sich Erscheinungen nicht selbst erzeugen und keine absolute Existenz haben. Auch Bewusstsein, Begriffe und selbst Ich haben keine Existenz aus sich selbst. Hätte ich die, müsste ich ja mit meinen Eltern identisch sein, denn dann müsste ich ein Resultat einmal festliegender Ursachen sein. Habe ich aber individuelle Ursachen, kann ich kaum absolut sein.

Daher suchte Nagarjuna zu zeigen, dass die Erscheinungen weder nur eins sind noch etwas vollkommen verschiedenes. Wahrheiten sind Eigenschaften von Aussagen über die Wirklichkeit, deren Zutreffen oder Nicht-Zutreffen sich zeigen lässt – was sich prüfen lässt. Die konventionelle Wahrheit betrifft die Dinge, wie wir sie wahrnehmen. Wir sprechen also über unsere Lebenswelt. Diese Aussagen über die Dinge sind meist perspektivisch und relativ, worüber auch bei im Westen schon nachgedacht wurde.

Doch es gibt auch eine nicht-konventionelle Wahrheit – die Aussage über die Leerheit der Wirklichkeit. Offen ist, ob die Leere nur gedacht, sondern auch erfahren werden, indem die Erfahrung sich nicht auf die Form, sondern ihre Nichtform, also ihre reine Präsenz bezieht. ohne sie vollständig erfassen oder ausdrücken zu können. Nagarjuna geht es also um das Erfassen einer Realität ohne Form bevor wir sie einteilen mit Hilfe unserer Begriffe.

Solange wir nicht davon ausgehen, dass die Dinge und unser Bewusstsein „leer“ ist, sperren wir uns in die Welt des Wahrnehmbaren ein, ohne die Chance, die Dinge wirklich zu erkennen. Das ist sozusagen das Gefängnis der Begriffe, in das ich mich bisher selbst eingesperrt habe.

„Bevor Sie uneingeschränkt und richtig handeln können, müssen sie das Gefängnis wahrnehmen, in dem Sie leben, und erkennen, wie es zustande gekommen ist.“
Jiddu Krishnamurti

Philosophische Gedanken

In und mit der Philosophie wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu ergründen, zu deuten und zu verstehen. Ich denke, ausnahmslos jeder Mensch folgt nicht einer, sondern seiner Philosophie, auch wenn er oder sie sich überhaupt keine Gedanken darüber macht.

Im sogenannten westlichen Abendland hat Immanuel Kant die vielleicht grundlegendsten Spuren hinterlassen. „Sein“ kategorischer Imperativ ist das grundlegende Prinzip moralischen Handelns in seiner Philosophie. Als Kriterium, ob eine Handlung moralisch sei, wird hinterfragt, ob sie einer Maxime folgt, deren Gültigkeit für alle, jederzeit und ohne Ausnahme akzeptabel wäre, und ob alle betroffenen Personen nicht als bloßes Mittel zu einem anderen Zweck behandelt werden, sondern auch als Zweck an sich. 

Der kategorische Imperativ wird als Bestimmung des guten Willens von Kant in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten vorgestellt und in der Kritik der praktischen Vernunft ausführlich entwickelt. Er lautet in einer seiner Grundform: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. 

Die interessante Frage, die unter anderem auch Anton Zeilinger aufwirft, ist, ob Kants Philosophie nicht fortgeschrieben werden muss, angesichts dessen, was wir heute über die Welt wissen. Für Kant war klar, was Realität ist, nämlich das, was ist. Doch ist das so? Seit Heisenberg den Grundstein zur Quantentheorie – und -Philosophie – ist die Frage, was Realität überhaupt ist, vor allem, was sie ausmacht.

Normalerweise denken wir ja, die Natur sagt uns nicht, was wir tun sollen, das müssten wir schon selbst erledigen – siehe den kategorischen Imperativ. War es vielleicht so, dass gleichwohl die Natur Heisenberg indirekt dazu getrieben hat, der Frage nach Realität und Wirklichkeit nachzugehen? Es ging um die Frage des Verhaltens von Elektronen und Atomen. Als Wissenschaftler stellte er nicht deren Verhalten in Frage, sondern seine bisherigen Hypothesen.

Heisenberg, der auch eine philosophische Ausbildung hatte, kante die von Kant geprägten Debatten über die Natur der Wirklichkeit. Sein Schlüssel zur Erkenntnis war, dass er ein technisches in ein philosophisches Problem verwandelte, wobei er alles ausklammerte, was nicht überprüf bar war. Er versuchte nicht zu beschreiben, was passiert, sondern was er sehen konnte. Und er suchte eine Theorie, die das alles in Beziehung zueinander brachte.

Seine Theorie basierte also auf dem, was er beobachten konnte und nicht auf dem, was sein sollte. Genau das ist der Unterschied zum kategorischen Imperativ aus: Eine Theorie, wie ich meine Wirklichkeit gestalte – und nicht „nur“ gestalten sollte. Wir wissen heute, dass Wirklichkeit nicht etwas Existierendes ist, sondern immer wieder von Neuem gestaltet wird. Wie sagt doch Hubert Benoit: Ich selbst bin Darsteller, Regisseur und Autor meiner Wirklichkeit.

Also muss ich mich mit meinem Nachbarn zusammensetzten und mit ihm aushandeln – natürlich dialogisch! – was wir erleben wollen. Wir müssen also nicht darüber nachdenken, was wir jetzt machen können, sondern wie wir die Welt sehen wollen. Wie bei der Quantenüberlagerung können wir nur die Folgen sehen, nicht aber was in dem Kohärenzraum passiert.

Und genauso kann ich mich auch selbst verhalten. Sprechen wir über „Denken“, haben wir ja im Grunde genommen keine Ahnung, wie das überhaupt „funktioniert“. Wir wissen es einfach nicht. Was ich aber definitiv kann, das ist meine Zukunft planen, also wie ich mich verhalten will – und das mit dem anderen aushandle, also wie wir uns verhalten wollen – und nicht sollen oder sollten.

Es ist wie mit dem Elektronenstrahl in alten Fernsehgeräten. Wird ein Elektron erzeugt, sagt mir die Theorie, wo es ankommen wird. Nur was ist es dazwischen. Eine Welle? Und da taucht die entscheidende Frage auf: Was ist die Beziehung zwischen der Welle und dem Elektron, wenn es auf dem Bildschirm auftrifft? Das ist, was Schrödinger mit seiner Katze demonstrieren wollte, dass das nicht sein kann.

Zwischen Erzeugung und Beobachtung befindet sich das Elektron (und die Katze) also in einer Superposition, das heißt, wir dürfen nicht davon ausgehen, dass unser Handlungsgedanke genau den Erfolg hat, den wir wollen, sondern wir haben nur eine Wahrscheinlichkeit, dass es so passiert. Unsere Absicht ist wie ein Pfeil, den wir abschießen, doch was dann passiert, liegt nicht mehr in unserer Hand. Kommt eine Windböe, war’s das mit dem Treffer.

Gehe ich – wie Nagarjuna – davon aus dass es keine Dinge im Sinne von Essenzen gibt, sondern nur Beziehungen, dass also alles, was ich beobachten kann, nur Beziehungen sind, dann liege ich ziemlich richtig – wie die Quantenphysik bestätigt. In der westlichen Philosophie ist es schwierig, ein gutes Begriffsschema für das Denken der Quantenphysik zu finden, um verständlich zu beschreiben, wie sich die Dinge zueinander verhalten.

Wenn wir fragen, was ein Ding sei, ist die einzige richtige Antwort: Nichts! Eine Sache (oder ein Mensch) wird nur über seine Beziehungen erlebbar. Ich erlebe immer nur Beziehungen – nichts sonst. Erlebe ich keine Beziehungen, ist da auch nichts. Erinnern Sie sich an Einsteins Frage, ob der Mond da wäre, wenn keiner hinschaut? Das wollte er wissen, ob das mit der Leere stimmt.

Nagarjuna sagt nicht, dass es nichts gibt, sondern dass man ein Ding – und erst recht einen Menschen – nur dann verstehen kann, wenn sie in Beziehung zu dem gesehen werden, was sie umgibt. Das bedeutet letztlich, dass es keine innere und keine äußere Perspektive gibt. Es gibt also keine erste und dritte Person, denkt man darüber nach, was Realität ist. Sobald ich über etwas nachdenke, denke ich über mich selbst nach.

Also macht es keinen Sinn, die Realität, meine Gedanken und meine Gefühle als getrennte Dinge anzusehen. Die Welt besteht aus der Wechselwirkung zwischen den Dingen, und das Gleiche gilt für mich selbst. Ich existiere durch und in der Interaktion mit der Außenwelt. Mit anderen Worten: Es gibt nichts Objektives. Also suche ich das Miteinander zu gestalten und nicht meine Position zu verteidigen.

Obwohl, die hier dargestellte schon.

Fragmentierung

Viele Menschen sehen die Welt fragmentiert, aber nicht differenziert. Die Folge dieses Denkens ist, das uns das Verständnis und das Gefühl für die Einheit und Verschränkung aller Dinge verloren gegangen ist und damit auch für die Prozesshaftigkeit des Lebens. Auf dem Boden der Fragmentierung gedeihen Abgrenzung und Egoismus.

Erleben wir die Dinge hingegen als miteinander verbunden und verwoben, grenzen wir uns nicht ab, sondern differenzieren uns mit unserer Individualität, bleiben jedoch ein Ganzes. Das „Problem“ der Fragmentierung hat David Bohm sehr gut beschrieben:

„Ich denke, das Problem ist diese Fragmentierung… Alles Denken ist in Stücke gebrochen. Wie diese Nation, dieses Land, diese Industrie, dieser Beruf und so weiter…. Und sie können sich nicht treffen. Das kommt daher, dass sich das Denken traditionell so entwickelt hat, dass es behauptet, nichts zu bewirken, sondern nur zu sagen, wie die Dinge sind. Deshalb können die Leute nicht sehen, dass sie ein Problem schaffen und dann anscheinend versuchen, es zu lösen… .

Ganzheit ist eine Haltung oder ein Ansatz für das ganze Leben. Wenn wir einen kohärenten Ansatz für die Realität haben, dann wird die Realität kohärent auf uns reagieren…. Wenn wir unser Denken ändern, werden wir die Ergebnisse erzielen, die wir beabsichtigen, und nicht das, was wir nicht beabsichtigen, das ist die erste große Veränderung. Dann werden wir geordneter, harmonischer, wir werden glücklicher sein, denke ich… .

Die Hauptquelle des Unglücks ist, dass wir inkohärent sind und daher Ergebnisse erzielen, die wir nicht wirklich wollen, und dann versuchen, sie zu überwinden, aber wir produzieren sie weiter… .

In einem Dialog gebe ich meine Individualität nicht auf, aber ich suche das Gemeinsame, das Verbindende; in einer Diskussion oder Debatte hingegen suche ich mich zu behaupten, in dem ich mich von dem anderen abzugrenzen suche. Hans Peter Dürr etwa hat die Ansicht vertreten, dass nicht von Atomen oder Teilchen gesprochen werden sollte, sondern von Wirks oder Passierchen, da die Elementarteilchen als solche nicht existieren – nur kreative Elementarprozesse. Nicht einmal eine unveränderliche Materie gibt es.

Nur wenige sind sich bewusst, dass die Welt in jedem Moment neu geschaffen wird, idealerweise in Erinnerung an die Vergangenheit – doch mit Blick auf die Zukunft. Ich gebe zu, dass das bei unlebendigen Dingen nicht so ohne weiteres erkennbar ist, aber bei Lebendigen ist das sofort erkennbar.

Erlebe ich mich nicht fragmentiert, frage ich mich in Gedanken immer wieder, wie ich sein will. Fehler, die das Bewusstsein blockieren, haben mit unserer westlichen Neigung zu tun, Prozesse zu unterbrechen – eben fragmentiert zu denken. Auch die Vorstellung, ich könne eine Veränderung erzwingen, leugnet die Prozesshaftigkeit des Seins.

Mentale Organisation

Die Struktur der Organisation zwischen „Geist“ und „Fleisch“ (denn beides ist Materie) ist absolut verwirrend. Es fängt damit an, dass „Geist“ und „Fleisch“ in der Regel allein aus praktischen Gründen getrennt organisiert sind (und nicht nur erscheinen), es andererseits einzellige Lebewesen wie den Blob gibt, bei denen Fleisch und Geist nicht getrennt sind, bei anderen Lebewesen wie etwa den Oktopoden hingegen finden sich gleich neun Gehirne (und drei Herzen), bei uns Menschen findet sich ein großes und im Darm und im Herzen zwei kleinere Gehirne.

Scheinbar nur praktische Überlegungen, das so zu organisieren. Sicher ist – jedenfalls erscheint es mir so zu sein –, dass Geist und Fleisch nicht getrennt, jedoch bei den verschiedenen Lebensform unterschiedlich organisiert sind. So haben wir Menschen ein Gehirn, dass wie alles andere auch aus Materie besteht, nur dass diese Zellen auf mentale Aufgaben spezialisiert sind. Und obwohl Geist und Materie Eins sind, agieren sie jedoch – jedenfalls bei uns Menschen – vielfach scheinbar getrennt.

Es gibt mentale Prozesse, die regelrecht initiiert werden müssen, beziehungsweise auch initiiert werden können. Mentale Übungen „funktionieren“ definitiv. Was dabei wie und weshalb funktioniert – keine Ahnung, aber es funktioniert. Hier ist wieder einmal das Phänomen zu beobachten, dass wir nicht etwa nur auf andere(s) Einfluss haben, sondern auch auf uns selbst. Verwirrend, aber spannend. Und hilfreich, sich darauf einzulassen.

Auch der Weg zur „Wahrheit“, also zum Kern des Lebens, ist nicht eindeutig. Die einen nennen es Gott, die anderen Tao. Das ist wichtig zu wissen, denn dahinter verbergen sich mächtige Glaubenssätze. Der Mensch kann sich auf zwei Wegen der Wahrheit nähern. Es gibt zwar nur eine Wahrheit, aber zwei Wege, um sie zu erreichen.

Der erste Weg ist die via affirmativa, der positive Weg, der Weg des Jasagers, der Weg dessen, der sich hingibt. Jesus, Mohammed, Krishna – die sind dem Weg der Affirmation gefolgt. Der Weg der Affirmation scheint der Weg der Mühe zu sein. Man möchte zu Gott finden, und um dies möglich zu machen, muss man sich alle erdenkliche Mühe geben, muss man sich selber aufs Spiel setzen. In neuerer Zeit sind Georges I. Gurdjieff und Ramakrishna der via affirmativa, dem Weg der Affirmation gefolgt.

Der andere Weg ist die via negativa – er führt durch die Verneinung, durch das Nein. Lao-tse, Buddha, Nagarjuna, – sie sind dem Weg der Verneinung gefolgt. Der „positive“ Weg führt zum Positiven, geht also von dem Negativen aus. Es sucht daher im Streben nach dem Positiven das Negative letztlich zu überwinden. Es ist der Weg des Glaubens und des Hoffens. 

Der „negative“ Weg geht von dem Positiven aus, sieht dies jedoch verschüttet. Indem es das „Falsche“ zu erkennen sucht, legt es das Positive frei. Es ist der Weg des Wissens und der Untersuchung. In moderner Zeit folgten Ramana Maharshi und Jiddu Krishnamurti dem Weg des Nein. Diese beiden Wege müssen so klar wie möglich verstanden werden, weil viel davon abhängt. Sie führen zwar zum gleichen Ziel, gehen aber in verschiedene Richtungen.

Was ist wirklich?

Oft wird gedanklich ausgeblendet oder schlicht ignoriert, dass alles, was existiert, aus Materie besteht – die es irgendwie aber überhaupt nicht gibt, jedenfalls nicht so, wie bisher gedacht wurde. Materie ist mehr als das Zusammenspiel aus Quantenphänomenen und jeder Menge Energie. Nur was ist es dann?

Eine der damit einhergehenden gedanklichen Herausforderungen für viele ist, dass nicht nur die mentale Betätigung des Menschen darauf beruht, sondern tatsächlich alles Leben – und eben nicht nur Technisches. Offensichtlich ist das schwer zu akzeptieren, wenn auch nicht ernsthaft zu bestreiten.

Es ist nun einmal so, dass auch mein Gehirn wie das anderer Lebewesen aus Atomen besteht – und aus nichts sonst. Und die funktionieren nun einmal nach quantenphysikalischen Gesetzmäßigkeiten. Was jedoch nicht bedeutet, dass diese Gesetzmäßigkeiten die Funktion des Gehirns erklären könnten, sie können es allenfalls beschreiben.

Als erstes muss ich die Phänomene erfassen und einigermaßen verstehen, die die Quantenphysik beschreibt. Dann beschäftige ich mich damit, wie sich das in meinem Leben auswirkt – und nicht nur könnte. Dann kann ich darauf (m)eine Philosophie aufbauen. Ich darf mich dabei nur nicht sofort der Zensur des angenommen (!!) Stimmigen und Nachvollziehbaren unterwerfen, wie Anton Zeilinger es formuliert hat: „Man kann Ideen haben, die Begründung aber kann vollkommen hanebüchen sein, vollkommen falsch, aber die Idee kann richtig sein.

Das funktioniert, so Zeilinger, oft besser als der logische Verstand. Ich darf mich nicht davon beirren lassen, dass sich manche Ideen als Eintagsfliegen entpuppen. So, denke ich, ist es wohl auch mit manchen meiner Gedanken. Nur eins darf dann nicht vergessen werden: Das Ganze zum Schluss in saubere, logische und wie man so sagt, trockene Tücher zu bringen, will ich mich nicht im Mystizismus verheddern.

Wie die Tatsache, dass ich ein Aspekt des Kosmos bin. Das ist erst einmal nur ein Gedanke. Doch es ist für mich absolut logisch und vor allem herleitbar – wenn auch nicht erklärbar – weswegen es für mich keine Eintagsfliege ist. Also müssen auch die Gesetzmäßigkeiten des Kosmos in mir selbst aktiv sein. Doch um mich nicht im Mystizismus zu verlieren, suche ich nach stimmigen und logischen Beschreibungen. Dabei bin ich mir bewusst, dass Begriffe nie die Wirklichkeit sind, ich sie aber brauche, um darüber sprechen zu können.

Dass ich mich nicht in den Mystizismus verlieren will, bedeutet jedoch nicht, dass ich die Tür zur Mystik geschlossen halten würde, ganz im Gegenteil. Mystisches Denken ist sozusagen der Hintergrund, vor dem sich im Vordergrund das rationale Denken abspielt. Für mich jedenfalls sind Mystik und Rationalität ein gutes Team. In meiner Vorstellung tanzen sie den Lebenstango miteinander.

Das „Problem“, das es für mich zu überwinden gilt, das ist, dass mein Denken bisher den Strukturen der klassischen Physik und der durch sie geprägten Philosophie folgt; nicht aber der modernen, „aktuellen“ Physik und was die an neuen Erkenntnissen mitbringt. Leider fehlt hier auch noch die entsprechende Philosophie. Vielleicht kann mir dabei Ch’an eine Hilfe sein? Ch’an und Quantenphysik haben ja offensichtlich so ziemlich die gleichen oder gar die selben Ansichten.

Das alles könnte sehr einfach sein, ich bräuchte nur einen anderen Weltbild- und Philosophiechip einzusetzen und den alten auf den Sondermüll zu entsorgen. Dabei beziehe ich mich bei meinen Überlegungen bewusst auf Quantenmechanik, zumindest starte ich dort.

Da scheint es mir am ehesten zu gelingen, wie Hannah Arendt es nannte, ohne Geländer zu denken, also keiner Denkschule, keiner Ideologie oder politischen Ausrichtung verpflichtet zu sein – und trotzdem Halt und Orientierung in der Wirklichkeit zu finden.

Und wie Hannah Arendt möchte ich dabei immer wieder das bereits Gedachte überdenken, also von vorne anfangen zu denken.

Auf dem Weg zu sich selbst

Die Frage Einsteins, ob der Mond noch da wäre, wenn niemand hinschaut, hat die gleiche Qualität wie die Frage des Ch’an, wie sich das Klatschen der einen Hand anhört. Beides sind Fragen, die geeignet sind, die festen Denkmuster der Ratio und der Logik zu durchbrechen.

So wie das „Ziel“ des edlen achtfachen Pfades im Ch’an die Versenkung in sich selbst und damit Selbsterkenntnis ist, ist das „Ziel“ der Beschäftigung mit den Strukturen des Existierenden letztlich nichts anderes.

Niemals kann es darum gehen, in einem Text oder einer Erzählung Wahrheit zu finden, denn die lässt sich allein und ausschließlich in der eigenen Erfahrung und Erkenntnis finden, was leider nicht ausschließt, dass diese nicht verstellt sein kann. Es gilt also, lange genug hinzuschauen, bis die Schleier irreführender Ansichten sich endlich auflösen.

Ch’an beginnt mit der Lehre von einem ethischem Leben, um letztlich erkennen zu können, dass alles, was ich tue, auf mich zurückfällt, weil ich nicht nur mit allem verbunden bin, sondern im Wesen es nur Eines gibt. Quantenphysik beginnt mit der Untersuchung der Materie und kommt letztlich zu der identischen Erkenntnis, dass alles das in sich differenzierte Eine ist, was letztlich zu einer Ethik führt, die der des Ch’an entspricht.

Vielleicht einer der Gründe, weshalb sich Quantenphysiker wie Anton Zeilinger und der 14. Dalai Lama so hervorragend verstehen – die offensichtlich vergleichbare Ethik. Vielleicht war seine Ethik einer der Gründe dafür, dass Einstein dem FBI so suspekt erschien, dass sie eine dicke Akte über ihn hatten.

Seine Ansichten waren ihnen einfach nicht geheuer. Dabei geht es letztlich genau darum, zu erkennen, was die Quantenphysik erkennbar gemacht hat, was man letztlich intuitiv erfassen und dann philosophisch umsetzen muss, so wie Einstein es tat:

Ein Mensch ist Teil eines Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Zeit und Raum begrenzter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken, seine Gefühle als etwas vom Rest Getrenntes, eine Art optischer Täuschung des Bewusstseins. 

Diese Täuschung ist eine Art Gefängnis für uns, sie beschränkt uns auf unsere persönlichen Wünsche und auf unsere Zuneigung gegenüber einigen wenigen, die uns am nächsten stehen. 

Unsere Aufgabe muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir unseren Kreis der Leidenschaften ausdehnen, bis er alle lebenden Wesen und das Ganze der Natur in all ihrer Schönheit umfasst.

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